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Wasser-Bindungsmittel

´Wasser-Bindungsmittel´ in Tränenersatzmitteln helfen einen Tränenfilm von besserer Stabilität zu bilden

  • Bindungsmittel für Wasser in Tränenersatzmitteln sind verschiedene Arten von meist grossen Molekülen aus verschiedenen Substanzklassen der Chemie.

  • Meist handelt es sich um Polymere, also grössere Moleküle aus identischen kleinen Untereinheiten. Bei Wasser-bindenden Molekülen wird so das Volumen des insgesamt gebundenen Wasser erhöht.

Filmbildner

Im strengen Sinne sind Filmbildner eigentlich nur solche Stoffe, die ähnlich wie die Schleimstoffe (Muzine) in der untersten Schicht des Tränenfilms, in der Lage sind eine Bindung des Wassers an die Augenoberfläche zu erzielen. Teilweise werden aber auch alle Wasserbindenden Moleküle als Filmbildner bezeichnet

ÜBERSICHT über einige wichtige ´Wasser-Bindungsmittel´ / Filmbildner

Wasserbindende Moleküle gibt es in verschiedenen Substanzklassen:

sind z.B.

  • hochmolekulare Zucker/ Polysaccharide und Zellulose-Abkömmlinge, z.B.

    • Methylcellulose, Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC), Methocel

    • Hygromellose (Hydroxypropylmethylcellulose, HPMC)

  • weitere hochmolekulare Zucker

    • Trehalose (Pilzzucker oder Mykose) ist ein Disaccharid (Doppelzucker) das in versch. Bakterien, Pilzen und Pflanzen als natürlicher Schutzfaktor gegen Stress durch Trockenheit und Frost vorkommt und auch osmoprotektiv wirken soll als Zellschutz gegen erhöhte Tränenfilm-Osmolarität (Hyperosmolarität) beim Trockenen Auge.

    • Tamarindensamen Extrakt ist ein Polysaccharid aus Pflanzensamen - es ist beim Auftropfen relativ dickflüssig, wird aber auf dem Auge dünner

  • weitere hochmolekulare Zucker

    • Guaraprolose (Hydroxypropyl-Guar, HP-Guar) ein pflanzliches mit Gummi verwandtes Polysaccharid - ist beim Auftropfen relativ dünn, wird aber auf dem Auge zu einem dickflüssigen Gel

  • PEG (Polyethylenglycol, Macrogol) ist ein Polyether in unterschiedlicher Kettenlänge, die mit einer Zahl angegeben wird (in Tränenersatzmitteln z.B. PEG 800)

  • Hyaluronsäure (HA, ein spezielles Polysaccharid - Glycosaminoglyan [GAG], aus Ketten vieler Doppelzucker, hier aus der Uronsäure D-Glucuronsäure und dem Aminozucker N-Acetyl-D-glucosamin) - HA hat ein sehr hohes Wasserbindungsvermögen und ist einer der wichtigsten Wasserbindungsstoffe im Körper.

  • Carbomer (Polyacrylsäure) ist ein hochmolekulares Polymer der Acrylsäure mit hoher Wasserbindung. Die Viskosität ist abhängig von der Kettenlänge. Acrylate sind u.a. entfernt verwandt mit Polymeren in Kontaktlinsenmaterialien. Carbomer wird in Tränenersatzmitteln als Verdickungsmittel eingesetzt zur Erhöhung der Viskosität und der Wirkung als Schmiermittel. Weiterhin kann es als Emulgator Öl-in-Waser-Emulsionen stabilisieren - dies ist wichtig, da moderne Tränenersatzmitel einen Öl-Anteil enthalten sollten. Meist wird Carbomer als Filmbildner verwendet, da es eine Gel-Schutzschicht auf Oberflächen bildet, ähnlich dem Muzin der unteren Tränenfilmschicht. Carbomer wird daher in Tränenersatzmitteln als Muzinersatz verwendet.

  • Cationische Moleküle, die auf Grund ihrer (positiven) Ladung gut an die Augenoberfläche binden können, ermöglichen einen lange Stabilität des Films aus künstlichen Tränen.

Tränenersatzmittel

Viskosität ist eine wichtige Eigenschaft von Tränenersatzmitteln

Dies beschreibt die ´Fliessschwere´, also die Konsistenz oder vereinfacht gesagt die Dickflüssigkeit eines Tränenersatzmittels.

Dickflüssigere Tränenersatzmittel haben eine hohe Viskosität und werden oft Gel genannt.

  • Sie bleiben typischerweise länger auf dem Auge und können es so länger schützen.

  • Gele können aber auch die klare Sicht vorübergehend etwas ´verschleiern´

Dünnflüssige Tränenersatzmittel haben eine niedrige Viskosität.

  • Sie verschleiern die klare Sicht meistens nicht

  • aber sie haben typischerweise auch eine kürzere Verweildauer und Befeuchtungswirkung.

Die Viskosität eines Tränenersatzmittels hängt ab von verschiedenen Faktoren wie Konzentration oder Grösse wasserbindender Moleküle, die verwendet werden.

  • Die Verweildauer eines Tränenersatzmittels auf dem Auge hängt wesentlich ab von der Viskosität/ Konsistenz

Hyaluronsäure mit höherer Konzentration der Wasser-bindenden Moleküle (rechts) ist dickflüssiger/ höhere Viskosität - ggf. kann dies vorübergehend die Sicht leicht verschleiern.

Hyaluronsäure mit höherer Konzentration der Wasser-bindenden Moleküle (rechts) ist dickflüssiger/ höhere Viskosität - ggf. kann dies vorübergehend die Sicht leicht verschleiern.

Die Verweildauer auf dem Auge ist ein wichtiger Faktor für die Wirksamkeit eines Tränenersatzmittels.

Die Verweildauer steigt mit der Viskosität/ Konsistenz und diese nimmt mit zunehmender Konzentration des Bindemittels zu (siehe Abbildung).

  • Bei Hyaluonsäure spielt ausserdem die Kettenlänge des Moleküls eine Rolle.

  • Tränenersatzmittel können eines oder auch mehrere Wasser-bindende Moleküle enthalten - viele Tropfen enthalten Hyaluronsäure.

Da alle Tränenersatzmittel dazu beitragen, einen stabileren Tränenfilm zu bilden, werden sie teils auch alle als Filmbildner bezeichnet. Im engeren Sinne sind Filmbildner eigentlich nur solche Stoffe, die ähnlich wie die Schleimstoffe (Muzine) in der untersten Schicht des Tränenfilms, in der Lage sind, eine Bindung des Wassers an die Augenoberfläche zu erzielen. Dies trifft vor allem auf Hyaluronsäure zu.

  • Dickflüssigere Tränenersatzmittel sind besser geeignet für schwere Trockene Augen

Die Viskosität/ Konsistenz von Tränenersatzmitteln bestimmen ihre Eignung zur Therapie verschiedener Schweregrade des Trockenen Auges

  • Dünnflüssige Hyaluronsäurehaltige Tropfen haben typischerweise eine Konzentration 0,1% bis 0,2% - dies ist eine geeignete Therapie für ein leichtes bis moderates Trockenes Auge mit Anwendung meist tagsüber.

  • Dickflüssigere GEL-artige Tropfen enthalten etwa 0,3% oder mehr Hyaluronsäure-Anteil und sind für ein schweres Trockenes Auge auch tagsüber zu bevorzugen. Bei einem moderaten Trockene Auge können sie über Nacht angewendet werden.

  • Verschiedene Wasserbindende Moleküle können gemischt werden

Verschiedene Wasserbindende Moleküle können in einem Tränenersatzmittel gemischt werden, wobei sich die Wasserbindung und damit die Erhöhung der Viskosität insgesamt addiert.

Verschiedene Moleküle haben neben der Wasser-Bindung noch weitere nützliche Eigenschaften:

  • Hyaluronsäure fördert z.B. auch die Heilung und Regeneration des Gewebes.

  • Der Zucker Trehalose wirkt als Austrocknungsschutz für Zellen und soll osmoprotektiv wirken bei der häufigen Erhöhung der Osmolarität beim evaporativen Troclenen Auge.

  • Carbomere können als Emulgator Öl-in-Waser-Emulsionen stabilisieren. Dies kann wichtig sein für eine Öl-Ergänzung bei dem häufigen Öl-Mangel durch Meibomdrüsen Dysfunktion (MDD) sein.

Durch die Auswahl geeigneter Moleküle mit bestimmten Zusatzeigenschaften kann so versucht werden, ein Tränenersatzmittel mit einer gewünschte Wirkung zu erzielen. In der Abbildung ist als Beispiel das Tränenersatzmittel Systane auf der Basis von HP Guar gezeigt, das zusammen mit Propylenglycol und Polyethylenglykol (PEG) eingesetzt wird. In der Flasche ist es noch dünnflüssig und auf dem Auge bildet es einen hochviskösen Schutzfilm.

  • Verschiedene Tränenersatzmittel werden unterschiedlich gut vertragen von verschiedenen Menschen

OSCB-Berlin.org, (c) ENK_Tear Supplments can have different INTERINDIVIDUAL Tolerabiliy_20_2_.jpg

Die Verträglichkeit verschiedener Tränenersatzmittel kann individuell durchaus unterschiedlich sein

Daher ist es oft nützlich, verschiedene Tränenersatzmittel auszuprobieren, um ein individuell angenehmes und wirksames zu finden.

Abgesehen davon ist es natürlich wichtig,

  • ein Tränenersatzmittel ausreichend häufig zu tropfen

  • je nach Schweregrad zusätzlich zu einem dünnflüssigen Tropfen ggf. ein dickflüssiges Gel, zumindest über Nacht, zu verwenden

  • oft bessert eine zusätzliche regelmässige Augenlid-Therapie die Symptome merklich

… weitere aussichtsreiche Therapie Optionen kann Ihnen Ihr Augenarzt empfehlen.

  • Bindungsmittel für Wasser in Augentropfen sind grosse Moleküle, heute oft Hyaluronsäure.

Ein wichtiger körpereigener Wasser-bindender Baustoff im Körper ist das Molekül Hyaluronsäure. Es kommt z.B. im Glaskörper des Auges vor wie hier dargestellt.

Ein wichtiger körpereigener Wasser-bindender Baustoff im Körper ist das Molekül Hyaluronsäure. Es kommt z.B. im Glaskörper des Auges vor wie hier dargestellt.

Hyaluronsäure ist ein wichtiger natürlicher Baustoff des menschlichen Körpers und bindet Wasser in der extrazellulären Matrix aller wasserhaltigen Gewebe, wie der Haut und Schleimhäute, in Gelenkflüssigkeit, oder im Glaskörper des Auges.

Hyaluronsäure hat neben der Wasserbindung noch einige andere wichtige Funktionen im Körper,:

  • muko-adhäsiver Filmbildner (bindet Wasser ähnlich wie Muzin an die Zelloberfläche)

  • fördert die Wundheilung (Zell-Regeneration und Zell-Wanderung)

  • vermindert Reibung (zwischen Zellen und zwischen Geweben im Tränenfilm und in Gelenken)

  • wirkt antioxidativ (vermindert Zellschädigung)

Hyaluronsäure mit höherer Kettenlänge (längere Moleküle, links) ist dickflüssiger und bildet typischerweise einen stabileren Film auf dem Auge

Hyaluronsäure mit höherer Kettenlänge (längere Moleküle, links) ist dickflüssiger und bildet typischerweise einen stabileren Film auf dem Auge

Bei Hyaluronsäure hängt die Viskosität/ Konsistenz von 2 Faktoren ab:

  • zum einen spielt natürlich die relative Menge/ Konzentration der Hyaluronsäure im Wasser eine Rolle

  • zum anderen ist aber auch die Grösse/ Kettenlänge des Hyaluronsäure-Moleküls selbst wichtig.

Meistens wird nur die Konzentration in Prozent angegeben ohne Nennung der Kettenlänge, so dass es schwierig ist, die effektive Viskosität/ Dicklichkeit und damit die Verweildauer auf dem Auge aus den Produktbeschreibungen zu erkennen.

  • Hyaluronsäure (HA) ist eine visko-elastische Nicht-Newton´sche Lösung

Hyaluronsäure hat den Vorteil, dass sie sich wie eine ´ Nicht-Newton´sche Lösung´ verhält.

Diese wundersame Eigenschaft ist gerade für die Augenoberfläche sehr wichtig und beruht auf einer Veränderung der langen Molekülketten. Vereinfacht gesagt bedeutet dies, dass Hyaluronsäure-Lösungen

  • in Ruhe, also zwischen 2 Lidschlägen eine hohe Viskosität haben, dicklicher sind und damit stabiler die Augenoberfläche schützen (Abb. oben).

  • bei Bewegung, also während des Lidschlages, vermindert sich die Viskosität und die Flüssigkeit wird dünnflüssiger, was die Reibung beim Lidschlag vermindert (Abb. unten).

Dieses nützliche Verhalten von Hyaluronsäure wird auch als “viskoelastisch” bezeichnet.

  • Hyaluronsäure Viskosität/ Konsistenz hängt von 2 Faktoren ab:

Konservierungsmittel halten Augentropfen keimfrei und verhindern Infektionen

Konservierungsmittel haben die Aufgabe den Inhalt von Augentropfen-Flaschen vor einer Verkeimung durch Mikroben (Bakterien, Viren und Pilze) zu schützen.

Da man beim Tropfen nahezu unweigerlich gelegentlich mit dem Auge und den Wimpern in Berührung kommt, ist jede Augentropfen Flasche auch bei vorsichtiger Benutzung dem Risiko der Verkeimung ausgesetzt. Daher ist es notwendig, nützlich und vorgeschrieben, den Flascheninhalt zu schützen.

Ein Konservierungsmittel soll die Verkeimung der steril abgefüllten Augentropfen für mindestens 4 Wochen Gebrauch nach der Öffnung sicherstellen.

Konservierungsmittel können die Augenoberfläche schädigen

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Der Schutz von Augentropfen vor Besiedelung mit Mikroorganismen wurde bis vor einigen Jahren typischerweise durch chemische Konservierungsmittel ermöglicht, die lebende Mikroben abtöten können.

Je effektiver Konservierungsmittel aber wirken, desto stärker können sie auch die Zellen der Augenoberfläche schädigen, wenn sie mit den Augentropfen zusammen auf das Auge getropft werden.

Je effektiver das Konservierungsmittel wirkt und je häufiger es getropft wird desto stärker kann auch eine mögliche schädigende Wirkung auf die Augenoberfläche sein.

Konservierungsmittel-freie Tränenersatzmittel - Was ist der Vorteil ?

Grundsätzlich sollten alle Tränenersatzmittel, wie auch Augentropfen generell, frei von Konservierungsmitteln sein, da diese die empfindlichen Zellen der Augenoberfläche schädigen können. Dies ist vor allem bei chronischer Anwendung wichtig, also wenn über einen längeren Zeitraum oder mehrmals täglich getropft werden muss.

Erst seit kürzerer Zeit werden 2 technische Neuerungen in grösserem Massstab verwendet, die es erlauben, Augentropfen ohne Konservierungsmittel zu verwenden. Die entsprechenden Augentropfen werden meist besser vertragen, vor allem wenn man mehrmals täglich und über lange Zeiträume von Monaten bis Jahren tropfen muss.

  • sogenannte Sterildispenser Flaschen. Dies sind Augentropfen Flaschen mit speziellen Verschlussmechanismen, die auf verschiedene Art erlauben, einen Tropfen steril herauszudrücken, ohne dass Mikroben eindringen können. Daher ist in diesen Flaschen kein Konservierungsmittel nötig.

    • Die entsprechenden Flaschen kann man meist daran erkennen, dass sie einen etwas aufwändigeren Deckel haben und nicht einfach nur einen konventionellen Schraubdeckel,

    • Sterildispenser-Flaschen sind technisch aufwändiger und dadurch auch teurer. Daher werden immer noch Augentropfen incl. Tränenersatzmittel in den preiswerteren konventionellen Tropfflaschen mit Konservierungsmitteln vertrieben.

  • kleine Einmaldosis (EDO) Behälter, die nur eine kleine Menge Augentropfen für einen Tag enthalten. Dieser Zeitraum ist zu kurz für eine nennenswerte Vermehrung von Mikroben und daher können auch hier Augentropfen ohne Konservierungsmittel verwendet werden.

Übersicht über Konservierungsmittel

Es gibt immer noch zahlreiche Augentropfen, die nur mit Konservierungsmitteln angeboten werden, dies liegt u.a. an den geringeren Kosten der einfacheren Behältnisse. Daher ist ein kleiner Überblick über Konservierungsmittel nützlich.

Im Laufe der Zeit wurden auch zunehmend schonendere Konservierungsmittel entwickelt, die bei einer ausreichenden Desinfektionswirkung möglichst schonend für das Gewebe sind oder sogar beim Auftropfen aus der Flasche auf das Auge zerfallen und dann “auf dem Auge konservierungsmittel-frei“ genannt werden.

Die “Schädlichkeit” eines Konservierungsmittels hängt auch ab von der Häufigkeit der Anwendung

Die effektive Gefahr einer Schädigung der Zellen der Augenoberfläche und ihre Feinstruktur hängt nicht nur von der prinzipiellen “Schädlichkeit” / Aggressivität eines Konservierungsmittels ab sondern auch von der Häufigkeit seiner Anwendung. Je häufiger Augentropfen angewendet werden, desto wichtiger wird der Verzicht auf Konservierungsmittel. Da vor allem Tränenersatzmittel häufig verwendet werden, sind gerade hier möglichst konservierungsfreie Präparate wichtig.

Neben der Anwendung als Konservierungsmittel in Augentropfen werden einige der Chemikalien auch als Desinfektionslösungen für Kontaktlinsen eingesetzt.

Übersicht über einige Konservierungsmittel

Stark schädigend für die Augenoberfläche

als stark schädigende Konservierungsmittel gelten meist:

Quartäre Ammoniumverbindungen (Quats)

Stickstoffverbindungen bei denen alle vier Valenzen eine organische Verbindung tragen. Sie können leicht an Zellmembranen binden und diese beschädigen sowie die entsprechende Zelle dadurch zerstören.

  • Benzalkoniumchlorid (BAC), Benzododeciniumchlorid

  • Das historisch älteste Konservierungsmittel ist vielleicht Benzalkoniumchlorid (oft unter der Abkürzung BAC bekannt) und die ähnliche Substanz Benzododeciniumchlorid. Obwohl es nicht gegen alle relevanten Bakterien (Pseudomonas) wirkt und gegen Viren nur schwach, ist es doch sehr effektiv in der Schädigung der Zellen der Augenoberfläche (hohe Zell Toxizität). Es führt zur Schädigung und Abschilferung von Zellen mit nachfolgenden Benetzungsstörungen der Oberfläche und instabilem Tränenfilm - insgesamt kann dies bei dauerhaftem Gebrauch zum Bild eines Trockenen Auges führen..

Organische Quecksilberverbindungen

Diese Chemikalien sind stark toxisch und daher sehr wirkungsvoll gegen ein breites Spektrum von Bakterien und Pilzen. Allerdings lösen sie oft Augenreizungen, Unverträglichkeiten oder allergische Reaktionen aus. Für eine langdauernde Anwendung eher ungünstig.

  • Thiomersal ist eines der ältesten und früher, wegen der guten anti-mikrobiellen Wirkung, häufig eingesetztes Desinfektionsmittel. Aufgrund der Toxizität wird es inzwischen seltener verwendet.

  • Phenylmerkuriazetat hat ähnlich Charakteristika wie Thiomersal und soll zusätzlich das Risiko einer möglichen Anreicherung im Auge haben

Weniger schädigend

als weniger schädigende Konservierungsmittel gelten meist:

  • Chlorobutanol

    • bei guter Wirkung gegen Bakterien und Pilze hat es eine konzentrationsabhängige schädigende Wirkung auf die Hornhaut, die aber geringer als bei Benzalkoniumchlorid (BAC) sein soll

  • Polyquad (Quartäre Ammoniumverbindung)

    • Polyquad wurde als Ersatz für das recht toxische BAC entwickelt. Als quartiäre Ammoniumverbindung hat Polyquad bei ähnlicher desinfizierender Wirkung nach Studien eine weniger oder kaum schädigende Wirkung auf die Zellen der Augenoberfläche. Im Gegensatz zu BAC reichert sich Polyquad als Desinfektionslösung für Kontaktlinsen nicht in den Linsen an.

  • Polyhexanid (PHMB) ist ebenfalls eine Stickstoffverbindung

    • Wird vor allem als Antiseptikum in der Chirurgie zur Haut- und Wunddesinfizierung verwendet - kann aber auch als Konservierungsmittel in Lösungen verwendet werden. Polyhenanid hat große therapeutische Breite gegen viele Mikroben, wird nicht resorbiert vom Gewebe und ist relativ wenig toxisch.

  • EDTA (Ethylendiamintetraessigsäure) ist ein Komplexbildner

    • bildet Komplexe mit Metallionen und behindert dadurch u.a. das Wachstum von Mikroben. Im Labor wird es u.a. auch zur Verhinderung der Blutgerinnung verwendet. EDTA ist ein sehr mildes Konservierungsmittel und wirkt nur relativ schwach antimikrobiell, so dass es allein meist nicht ausreicht als Konservierungsmittel. Daher wird es oft nicht zu dieser Stoffklasse gezählt. Allerdings kann es die Wirkung anderer Konservierungsmittel verstärken.

Zerfallende Konservierungsmittel (Engl. ´disappearing preservatives´)

Einige neuere Konservierungsmittel zerfallen beim Auftropfen auf das Auge durch die Einwirkung von Licht u./o. Luft, so dass hier für das Tränenersatzmittel meist angegeben wird: “auf dem Auge Konservierungsmittel-frei“. Allerdings ist der komplette Zerfall in ungefährliche Stoffe ggf. davon abhängig, dass ausreichend Wasser vorhanden ist. Bei sehr starken Trockenen Augen kann dies theoretisch zum Problem werden - da die Konservierungsmittel aber immer in wässriger Lösung gegeben werden, sollte dies praktisch unproblematisch sein.

  • Natriumperborat ist ein starkes Oxidationsmittel und setzt Sauerstoff frei. Bei der Anwendung zerfällt es dabei vorübergehend in Wasserstoff Peroxyd (H2O2), das die desinfizierende Wirkung erklärt.

  • Natriumchlorit (Purite) ist ebenfalls ein Oxidationsmittel, das in ähnlicher Weise wirkt wie Natriumperborat.

VITAMINE / PROVITAMINE

Vitamine sind wichtige Stoffe, die vom Körper zur Regulation von Stofwechselvorgängen benötigt werden, die der Körper aber typischerweise nicht selbst herstellen kann. Daher müsen Vitamine von aussen mit der Nahrung zugeführt werden. Vitamine. Einige Vorformen von Vitaminen (Pro-Vitamine) können nach Aufnahme mit der Nahrung vom Körper in die Wirkform, das eigentliche Vitamin, umgewandelt werden. Die Vitamint werden typischerweise mit Buchstaben bezeichnet, z.B. Vitamin A (Vit.A) oder Vitamin B (Vit. B, etc.). Einige Vitamine sind wasserlöslich, andere dagegen fettlöslich - daher ist es wichtig, dass die Nahrung auch ausreichend Fette für die Aufnahme der entsprechenden Vitamine enthält.

Vitamine sind z.B. wichtig für den Zellstoffwechsel, für die Regeneration der Zellen und Gewebe, oder an der Netzhaut des Auges auch für den Sehfarbstoff. Vitamin A ist z.B. für die Gesunderhaltung der Schleimhäute wichtig und damit auch für die Augenoberfläche. Starker Vitamin A Mangel, typischerweise durch starke Mangelernährung, kann zu Zellschäden der Augenoberfläche und damit zu einem Trockenen Auge führen.

Da einige Vitamine auch für die Augenoberfläche wichtig sind werden sie gelegentlich auch aus Zusatz in Augentropfen verwendet.

Dexpanthenol/ Panthenol/ Pro-Vit. B5

Dexpanthenol (Pantothenol, D-Panthenol, Provitamin B5, Panthenol) ist ein Provitamin – hier die Vorstufe von Vitamin B5.  Es wird in Wasser-Öl-Emulsionen gut von der Haut und Schleimhäuten aufgenommen und im Körper zum Vitamin Pantothensäure (Vitamin B5) umgewandelt.

  • Dexpanthenol  wird seit langem als Wirkstoff in der lokalen Behandlung von Erkrankungen der Haut und Schleimhäute und kosmetisch in der medizinischen Hautpflege verwendet. Dexpanthenol hat wundheilungsfördernde und hydratisierenden Eigenschaften.

  • Neuere Untersuchungen habe im Detail gezeigt, dass es die Barrierefunktion von Haut und Schleimhäuten fördert und so vor Wasserverlust und Austrocknung schützt. Dexpanthenol fördert auch die Zellneubildung in Epithelgewebe und Bindegewebe, den beiden wichtigsten Geweben der Augenoberfläche, sowie die Wundheilung und wirkt ausserdem anti-entzündlich.

Vitamin A

Vitamin A ( Vit. A) bezeichnet mehrere chemische Verbindungen mit biologischer Funktionen. Sie werden teilweise direkt mit der Nahrung aufgenommen oder aus Carotinen (Provitamin A) gebildet. Vitamin A ist ein fettlösliches Vitamin mit zahlreichen physiologischen Eigenschaften im Stoffwechsel. Der wichtigste und biologisch aktivste Stoff ist das all-trans-Retinol.

  • Es findet sich in der Netzhaut und ist am Sehprozess beteiligt.

  • An Haut und Schleimhäuten fördert es Zellwachstum und Differenzierung von Epithelzellen, dadurch ist Vitamin A an der Bildung und Regeneration dieser Gewebe beteiligt. Das Vitamin wird therapeutisch als Arzneimittel zur Vorbeugung und Behandlung von Mangelzuständen und bei Haut- und Schleimhauterkrankungen angewendet.

  • Bei starkem Vitamin A Mangel kann es zur einer Störung (Plattenepithelmetaplasie) der Augenoberfläche kommen, die durch mangelnde Schleimbildung zu reduzierter Benetzung der Augenoberfläche und zu einem Trockenen Auge führt.

  • Bei nachgewiesenem starken Vitamin A Mangel kann es sinnvoll sein, dieses mit der Nahrung zu ergänzen. Vitamin A-Präparate dürfen allerdings nicht überdosiert werden und können dann als Nebenwirkung teratogen sein, also ein Risikofaktor für Fehlbildungen in der Embryonalentwicklung sein.

  • Vitamin-A-Derivate, die Retinoide werden ebenfalls bei Hauterkrankungen wie Akne und Schuppenflechte eingesetzt. Bei den hohen Dosierungen, die dann verwendet werden, wurden Störungen der Meibomdrüsen mit nachfolgendem Ölmangel und Trockenem Auge beschrieben. Also auch bei Vitaminen gilt die Regel ´Viel hilft viel´ nicht und Vitamine sollten nur in handelsüblicher Dosierung und unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden.

Vitamin E

Vitamin E  (Tocopherole und Tocotrienole) ist ein fettlösliches Vitamin, das unter anderem in fetten Ölen, in Getreidekeimen und Nüssen enthalten ist. Tocopherol kann sehr gut in der Leber und im Fettgewebe gespeichert werden. Vitamin E ist Bestandteil aller Membranen tierischer Zellen. Es wird jedoch nur von photosynthetisch aktiven Organismen wie Pflanzen und Cyanobakterien gebildet und muss daher von Tieren und vom Menschen mit der Nahrung aufgenommen werden.

Es handelt sich bei Vitamin E um eine Sammelbezeichnung verschiedener Vertreter der Tocopherole und Tocotrienole. Oft haben sie antioxidative Eigenschaften, schützen damit vor der Schädigung  von Zellmembranen und weitere Strukturen des Körpers vor freien Radikalen und wirken anti-entzündlich. Freie Radikale wirken aggressiv auf Zellstrukturen und können im Körper entstehen durch verschiedene schädigende Einflüsse wie Strahlung (z.B. UV-Licht, Röntgenstrahlung), Hitze oder schädigende Substanzen z.B. beim Rauchen oder im Rahmen einer Entzündung.

Vitamin E schützt unter anderem die Zellmembranen, die Lipide, die DNA und Lipoproteine vor oxidativer Schädigung durch freie Radikale. Auf diese Weise kann es möglicherweise einer Arteriosklerose, Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen entgegenwirken. Vitamin E kann für die Vorbeugung und Behandlung eines Mangels eingenommen werden. Ob eine Supplementierung über den normalen Bedarf hinaus Krankheiten vorbeugen kann, ist nicht ausreichend belegt.

Q-10/ Ubichinon/ Ko-Enzym10

Q-10 ist ein Ubichinon, dies sind organische Verbindungen, die in allen Lebewesen verbreitet sind (lateinisch ´ubique´ = überall) und als Elektronen- und Protonenüberträger in der Atmungskette fungieren. Die Atmungskette läuft an der Membran der Mitochondrien ab und ist der effektivste und damit entscheidende Weg (oxidative Phosphorylierung) zur Energiegewinnung (in Form von ATP) in der Zelle. Ausreichende Energiebereitstellung ist für alle Lebensvorgänge in den Körperzellen von grösster Bedeutung. Im Menschen ist hauptsächlich Ubichinon-10 aktiv.

  • Ubichinon-10 (auch UQ von engl. Ubiquinon, oder Q-10 oder Coenzym Q10) ist strukturell verwandt mit Vitamin K und Vitamin E. Q-10 ist ein Elektronen- und Protonen-Überträger in der Atmungskette. Die Organe mit dem höchsten Energiebedarf – wie Herz, Lunge und Leber – weisen deshalb auch die höchste Q-10-Konzentration auf.

  • Q-10 wird als Bestandteil von kosmetischen Cremes und Augentropfen sowie auch als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Ein permanenter Q-10-Mangel kommt selten vor, da die normale Aufnahme mit der Nahrung meist ausreicht. Eine Zufuhr von Q10 als Nahrungsergänzung sollte nur vorgenommen werden bei einem erhöhten Bedarf und sollte nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit die tägliche Verzehrmenge von 100 mg Coenzym Q10 nicht überschreiten.

  • Lokal wird Q-10 in Hautcremes oder auch in Augentropfen verwendet, z.B. um Sauerstoffradikale im Gewebe zu reduzieren, die das Gewebe schädigen können und als möglicher Faktor für Alterungsvorgänge angenommen werden. Nach Studien kann Ubichinon unter Umständen aber auch beteiligt sein bei der Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS), die oxidative Beschädigungen verursachen, die vielen degenerativen Krankheiten zugrunde liegt. Andererseits ist der Ubichinon-Pool aber auch ein wichtiges mitochondriales Antioxidans und kann so protektiv auf die Energiegewinnung in den Mitochondrien wirken. Daher gilt Q10 als interessanter Wirkstoff mit komplexer Funktion zur Verbesserung der Energiebereitstellung in Zellen und potentiell zur Verminderung degenerativer Schäden.

Heilungsfördernde und pflegende Hilfsstoffe

  • Allantoin

    • Allantoin ist eine Substanz, die eine beruhigende und heilungsfördernde Wirkung auf Haut und Schleimhaut besitzt. Dies betrifft z.B. die Beschleunigung der Zellregeneration, Beruhigung der Haut sowie Förderung der Heilung von chronischen Wunden.

    • Ursprünglich entdeckt in der embryonalen Allantois, kommt es auch in Pflanzen (z.B. Beinwell) vor und kann dort gewonnen werden.

  • Aloe vera Gel

    • Aloe vera Gel Die Echte Aloe (Aloe vera) ist eine agavenartige Pflanze mit fleischigen wasserspeichernden Blättern, aus denen das Gel gewonnen wird. Die Gel-artige Konsistenz des gespeicherten Wassers entsteht durch den hohen Gehalt an Zuckern (Einfach- und Vielfachzuckern, Mono- und Polysaccharide) mit hoher Wasserbindungskapazität. Aloe vera hat also gewisse Ähnlichkeit mit Tränenersatzmitteln.

    • Ausserdem sind wasserlösliche Vitamine, Aminosäuren und verschiedene Enzyme (wie Amylase, alkalische Phosphatase, Lipase) und wohl auch die entzündungshemmende Salicylsäure.

    • Aloe-vera-Gel wird kosmetisch und in der Naturheikunde verwendet, da ihm entzündungshemmende und wundheilende und auch immunstimulierende Eigenschaften zugeschrieben werden.

  • Augentrost (Euphrasia)

    • Augentrost (Euphrasia officinalis) ist eine bekannte Heilpflanze der Volksmedizin, die reizlindernd, entzündungshemmend und beruhigend wirkt. In dieser Funktion wird Euphrasia seit langem vor allem in der Behandlung von Augenreizungen und Verschleimungen (Entzündungen der Bindehaut und der Augenlider) äusserlich verwendet. Beschriebene Wirkstoffe der Pflanze sind z.B. Aucubin und andere Iridoidglykoside, Flavonoide, Gerb- und Bitterstoffe. Es ist auch als Tee bei Reizungen und Verschleimung der Atemwege anwendbar. Euphrasia wird auch als homöopathisches Arzneimittel verwendet.

Xylitol/ Xylit

  • Xylit ist auch als Xylitol bekannt, da es sich um einen Zuckeralkohol handelt, oder auch als Birkenzucker, da es auch der Birke gewonnen werden kann. Wegen seiner süssenden Wirkung bei geringerem Kaloriengehalt als Haushalszucker (Saccharose) wird Xylit vor allem als Zuckeraustauschstoff verwendet. Xylit besitzt aber auch eine antikariogene (Zahnkaries verhütende) Wirkung durch eine negative Wirkung auf die zahnschädigenden Streptococcus mutans Bakterien.

  • Xylit hat eine hohe Wasserbindung und erzeugt einen leicht abkühlenden frischen Effekt ähnlich wie Menthol. Aufgrund der Wasserbindung und des erfrischenden Wirkung wird Xylit auch in der Kosmetik und Hautpflege eingesetzt.