Kurzer BLICK auf ...   KONTAKTLINSEN

Fragen & Antworten zu Kontaktlinsen

KONTAKTLINSEN sind ein fantastisches optisches Hilfsmittel, da sie Fehlsichtigkeiten direkt vorne auf der Augenoberfläche korrigieren. Dadurch haben Kontaktlinsen verschiedene Vorteile gegenüber einer Brille.

=> HIER werden viele grundlegende Fragen zu Kontaktlinsen beantwortet


… Weitergehendes wird auf anderen Seiten des OSCB - wissenschaftliche Informations Plattform zu Kontaktlinsen, Augenoberfläche und Trockenem Auge - erklärt.

Zusammenfassung

KONTAKTLINSEN sind ein fantastisches optisches Hilfsmittel. Ein häufiger Grund für Kontaktlinsentragen ist, mit zunehmender Einfachheit der Anwendung, sicher die Kosmetik. Also der Wunsch ohne Brille nicht nur besser zu sehen … sondern auch ´besser auszusehen´. Kontaktlinsen sind aber auch ein wichtiges optisches medizinisches Hilfsmittel - hierfür gibt es zahlreiche verschiedene Spezial-Kontaktlinsen.

Verschiedene Typen von Kontaktlinsen haben unterschiedliche Eigenschaften

Grundsätzlich gibt es sogenannte harte und weiche Kontaktlinsen, die sich in ihren Eigenschaften unterscheiden. Grösse und Material einer Kontaktlinse stehen meist in Zusammenhang. Weiche/ Flexible Hydrogel Kontaktlinsen sind, mit weit über 90%, die am weitesten verbreiten Kontaktlinsen, weil sie praktisch ohne Eingewöhnungszeit getragen werden können. Meist werden moderne konventionelle Hydrogellinsen von Silikon-Hydrogel Kontaktlinsen unterschieden. Weiche Kontaktlinsen neigen zu Ablagerungen und ihre Haltbarkeit ist begrenzt im Vergleich zu harten/ formstabilen Kontaktlinsen.

Spontan angenehmes Tragen bedeutet allerdings nicht unbedingt, dass auch die Langzeitverträglichkeit für das Auge gut ist. Dagegen haben Harte/ Formstabile Kontaktlinsen eine höhere optische und Materialqualität, längere Haltbarkeit und lassen sich besser reinigen - sie erfordern aber eine gewisse kurze Eingewöhnungszeit und werden daher meist nur noch angepasst bei einer unregelmässigen Hornhaut (sog. ´Hornhautverkrümmung´), die durch eine formstabile Kontaktlinse ´optisch geglättet´ werden kann.

Die Kontaktlinsen Handhabung ist schnell erlernt. Früher wurden auch Weichlinsen meist als Jahreslinsen getragen - heute geht der Trend klar zu kurzfristig getragenen und häufig ersetzten Kontaktlinsen (Monatslinsen und sogar Tageslinsen), da dies grössere Sicherheit vor gefährlichen Infektionen bietet. Verlängertes Tragen (VT) von Kontaktlinsen über Nacht beim Schlafen erfordert immer speziell darauf ausgelegte Linsen, meist Silikonlinsen.

Kontaktlinsen brauchen einen ausreichenden Tränenfilm

Kontaktlinsen müssen schwimmen im Tränenfilm - also Vorsicht bei Tränenmangel. Bei Tränenmangel sollten übliche Kontaktlinsen nicht getragen werden, da sie zu Reizung und Schädigung des Auges führen können. Bei sehr trockenen Augen können Spezial-Kontaktlinsen (Sklerale Kontaktlinsen) als Therapie angepasst werden. Kontaktlinsen müssen genau angepasst werden, damit sie möglichst ohne wesentliche Nebenwirkungen auf der Augenoberfläche getragen werden können. Daher sollte man Kontaktlinsen nicht ´von der Stange´ kaufen nach dem Motto ´wird schon irgendwie passen´.

Hygiene ist wichtig beim Kontaktlinsen Tragen

Hygiene ist ein wichtiger Faktor beim Kontaktlinsentragen zur Vermeidung gefährlicher Augeninfektionen, die im Extremfall das Auge bedrohen können - das erfordert eine gründliche Reinigung und Desinfektion. Tagestrage-Kontaktlinsen gelten heute als sicherste Möglichkeit Kontaktlinsen zu tragen, da sie nicht gereinigt und gelagert werden müssen.

Spezial Kontaktlinsen

Neben den üblichen Kontaktlinsen gibt es verschiedene Spezial-Kontaktlinsen wie die grossen Skleralen Kontaktlinsen, die z.B. gut zur Behandlung sehr trockener Augen geeignet sind, und Orthokeratologie Kontaktlinsen.

Kontaktlinsen haben viele Vorteile

Kontaktlinsen sitzen bzw. schwimmen direkt auf der Augenoberfläche - hier eine formstabile / “harte” Kontaktlinse auf der Hornhaut.

KONTAKTLINSEN sind ein fantastisches optisches Hilfsmittel, da sie Fehlsichtigkeiten direkt vorne auf der Augenoberfläche korrigieren.

Dadurch haben Kontaktlinsen verschiedene optische Vorteile gegenüber einer Brille, wie z.B. ein erweitertes Gesichtsfeld.

Ausserdem erlauben sie eine grössere Freiheit bei sportlichen Aktivitäten ohne eine Gefährdung durch Gläser und ein Brillengestell.

Kosmetik und Ästhetik

Hier ist eine Zeichnung die natürlich einen sehr subjektiven Blick auf den potentiellen kosmetischen Vorteil einer Brille darstellt. (Dieser Cartoon ist oft zu sehen auf verschiedenen Internetseiten ... aber bisher war es uns unmöglich, den originalen Autor herauszufinden)

… und Kontaktlinsen haben natürlich gewisse kosmetische Vorteile für verschiedene gesellschaftliche Anlässe.

Allerdings sind diese Vorteile sehr subjektiv wie nebenstehend humoristische Abbildung zeigt ... ;-))

… denn eine passende Brille kann durchaus ein kosmetischer Vorteil sein …

Harte und Weiche Kontaktlinsen - Welche Kontaktlinse ist die Beste ?

Sogenannte “Weiche” Kontaktlinsen (links) sind heute am weitesten verbreitet. Sie sind etwas grösser als “formstabile/ harte” Kontaktlinsen (rechts).

Die Frage, welche Kontaktlinsen die BESTEN sind lässt sich nicht so einfach beantworten, da es immer darauf ankommt, für welchen Patienten und welchen Zweck eine Kontaktlinse verwendet wird. Wenn es um das subjektiv unkomplizierte gelegentliche Tragen von Kontaktlinsen geht, ist eine weiche Linse sicher eine gute Lösung. Wenn aber dauerhaft über Jahre eine Kontaktlinse getragen werden soll und /oder eine Hornhaut Verkrümmung/ Astigmatismus vorliegt, ist eine formstabile/”harte” Kontaktlinse die bessere oder einzige Wahl.

Grösse und Material einer Kontaktlinse stehen meist in Zusammenhang

Grösse und Material einer Kontaktlinse stehen meist in Zusammenhang, da kleine Linsen typischerweise ´formstabil´ sind und Linsen, die etwas über die Hornhaut hinaus gehen, meist´weich´ sind.

Unterschiede im Material der Kontaktlinse sind den Anwendern selbst vielleicht am bekanntesten, da hier vor allem ´harte´, also ´formstabile´, von ´weichen´ Hydrogel-Kontaktlinsen mit einem hohen Wassergehalt unterschieden werden. Weiche Kontaktlinsen sind spontan angenehmer zu tragen und erfordern meist deutlich weniger Eingewöhnungszeit.

Spontanverträglichkeit und Langzeitverträglichkeit

Obwohl weiche Kontaktlinsen spontan angenehmer und mit weniger Eingewöhnungszeit zu tragen sind, sagt die Spontanverträglichkeit einer Kontaktlinse nach dem Einsetzen nicht unbedingt viel aus über die Langzeitverträglichkeit auf dem Auge.

Formstabile Kontaktlinsen erfordern zwar eine gewisse meist kurze Eingewöhnungszeit, haben aber typischerweise eine bessere Langzeitverträglichkeit für das Gewebe der Augenoberfläche und eine niedrigere Infektionsrate als übliche Weichlinsen.

Verschiedene Typen von Kontaktlinsen

kleine formstabile (´harte´) Kontaktlinse

mittelgrosse weiche Hydrogel Kontaktlinse

mittelgrosse weiche Hydrogel Kontaktlinse

sehr grosse formstabile Sklerale Kontaktlinse

“Weiche” flexible Kontaktlinsen sind am weitesten verbreitet

“Weiche” / Flexible Kontaktlinsen wurden erst in den 1960er Jahre entwickelt und sind, mit weit über 90%, Marktanteil, heute der am weitesten verbreitete Kontaktlinsen-Typ.

Sie sind grösser als der Hornhautdurchmesser und reichen über den Hornhautrand auf die Bindehaut hinaus.

Damit liegen sie oben bereits unter dem Oberlid. Dadurch muss beim häufigen Lidschlag das Oberlid, das beim Lidschlag den Hauptteil der Bewegung macht, nicht über den Rand der Kontaktlinse springen - die Linse macht so weniger Fremdkörpergefühl auf dem Auge.

Die ersten weichen Hydrogel Kontaktlinsen wurde erst in den 1960er Jahren hergestellt

Otto Wichterle (1913 - 1998) gilt als Erfinder der ersten weichen Kontaktlinse

Das flexible Material der weichen Linsen besteht aus einem Hydrogel, einem Netzwerk von grossen Polymer Molekülen, die viel Wasser binden.

Das erste weiche Kontaktlinsen Polymer war das sogenannte HEMA (HydroxyEthylMethArylat), einem entfernten Verwandten des PMMA der harten Linsen. HEMA wurde von den beiden Tschechischen Chemikern Drahoslav Lím und Otto Wichterle erfunden und Wichterle produzierte daraus in den 1960er Jahren die ersten weichen Kontaktlinsen.

HEMA hatte durch seinen Wassergehalt bereits eine recht gute Sauerstoffdurchlässigkeit im Vergleich zu den damals verbreiteten ´steinharten´ Kontaktlinsen aus Glas oder Plexiglas (Polymethylmethacrylat, PMMA), die beide keinen Sauerstoff durchlassen. Durch dieses neue weiche Material war praktisch keine Eingewöhnungszeit mehr erforderlich, bevor man die Linsen ohne störende Missempfindungen tragen konnte.

Verschiedene Typen von weichen Kontaktlinsen

Weiche Kontaktlinsen sind ideal für gelegentliches Tragen ohne Eingewöhnungszeit und bei einer Hornhaut ohne nennenswerte Unregelmässigkeiten. Daher sind moderne weiche Kontaktlinsen sind der am weitesten verbreitete Typ von Kontaktlinsen. Es werden meist unterschieden:

  • Moderne konventionelle Hydrogel-Linsen bestehen aus anderen weiter entwickelte Polymeren sehr weichen Polymeren mit höherer Sauerstoffdurchlässigkeit und sehr gutem Tragekomfort.

  • Seit den 1990er Jahren gibt es Silikon-Hydrogel Kontaktlinsen mit sehr hoher Sauerstoffdurchlässigkeit.

Silikon Kontaktlinsen

Prinzipieller Aufbau einer Silikon Hydrogel Kontaktlinse

Seit den 1990er Jahren gibt es Silikonlinsen - diese bestehen zu wesentlichen Teilen aus Silikon, da dieses eine weit höhere Sauerstoffdurchlässigkeit hat als bis dahin übliches HEMA.

Silikon selbst ist wasserabweisend und nicht benetzbar, was natürlich auf der Augenoberfläche ungünstig ist. Daher wird Silikon gemischt mit Wasser-bindenden Molekülen zu einem Silikon Hydrogel. Silikon Hydrogel Kontaktlinsen sind dadurch zugleich sauerstoffdurchlässig und benetzbar.

Diese Kontaktlinsen sind geringfügig steifer und klappen nicht so leicht um wie andere Hydrogel Linsen.

Einige Silikonlinsen haben eine extrem hohe Sauerstoffdurchlässigkeit und sind dann auch für verlängertes Tragen (VT) über Nacht geeignet

Kontaktlinsen Handhabung - ist schnell erlernt

Weiche Kontaktlinsen können leicht umklappen

“Weiche” flexible Kontaktlinsen haben normalerweise die Form einer Suppenschüssel mit den Rändern nach oben. Sie können aber leicht umklappen und bilden dann einen scharfen Rand zur Seite - was eher einem Suppenteller ähnelt (unten) - kein Problem, einfach wieder zurück klappen.

Tatsächlich werden Kontaktlinsen wohl überwiegend aus kosmetischen Gründen getragen - dazu sind “weiche” Hydrogel-Kontaktlinsen für den Träger spontan und subjektiv am angenehmsten.

Somit sind weiche Kontaktlinsen sehr beliebt bei allen Menschen, die subjektiv unkompliziert, dauerhaft oder auch nur gelegentlich, Kontaktlinsen tragen möchten.

“Weiche” flexible Kontaktlinsen können, auf dem Finger vor dem Einsetzen, leicht umklappen und sind falsch herum - dann bilden sie einen scharfen Rand nach aussen, was einem Suppenteller etwas ähnelt.

Bei einer korrekt gedrehten Kontaktlinse zeigen die Ränder nach oben - was einer Suppenschüssel ähnelt. Daher muss man sich vor dem Einsetzen einer weichen Kontaktlinse vergewissern, dass sie richtig herum ist.

Und wenn die Kontaktlinse falsch herum auf dem Auge sitzt ???

Der Kontaktlinsenträger gewinnt schnell einen sicheren Blick für den Sitz der Linse. Eine falsch herum auf das Auge gesetzte weiche Linse kann einen ungewohnt starken Reiz verursachen und die Sehschärfe stimmt nicht ganz. Dann kann man die Linse leicht herausnehmen und richtig herum wieder einsetzen.

Wie nimmt man eine Kontaktlinse wieder heraus ?

Als neuer Kontaktlinsen Nutzer ist man gelegentlich unsicher, wie man eine Kontaktlinse wieder aus dem Auge herausnimmt … Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Im Prinzip ist es wichtig eine Kontaktlinse, die durch den Tränenfilm gut haftet, etwas von der Hornhaut zu entfernen an die sie angepasst ist, damit Luft unter die Kontaktlinse kommt.

Eine einfache Technik ist daher, sie von der Hornhaut zu verschieben, am besten zur Nase hin, damit sie ihre Haftung verliert. Eine formstabile/ ´harte´ Kontaktlinse fällt dann praktisch von selbst heraus oder lässt sich leicht greifen mit (sauberen !) Daumen und Zeigefinger. Mit etwas mehr Erfahrung kann man auch eine formstabile Linse ohne Verschieben gleich greifen.

Eine weiche Kontaktlinse ist grösser und haftet besser am Auge, auch wenn sie leicht von der Hornhaut verschoben wird. Daher ist es hier meist die beste Lösung, die Kontaktlinse mit Daumen und Zeigefinger vorsichtig zu greifen und zusammen zu drücken. Dann kann sie auch gleich entfernt werden.

Es können auch kleine Plastik-Sauger verwendet werden, um die Kontaktlinse zu greifen. Am leichtesten kommt Luft unter die Kontaktlinse wenn man den Sauger etwas kippt nachdem er fest an der Linse ansaugt.

Weiche Kontaktlinsen neigen zu Ablagerungen

Mikroorganismen bilden auf Kontaktlinsen (und auch in den Aufbewahrungsbehältern ! ) einen Biofilm in dem sie sich verbergen.

Mikroorganismen bilden auf Kontaktlinsen (und auch in den Aufbewahrungsbehältern ! ) einen Biofilm in dem sie sich verbergen.

Allerdings sind weiche Kontaktlinsen gerade durch ihr weiches Material sehr empfindlich. Sie neigen zu Ablagerungen auf den Linsen, die oft schwer zu beseitigen sind.

Ablagerungen gibt es aber nicht nur auf weichen Linsen sondern prinzipiell, wenn auch geringer und besser zu beseitigen, auch bei formstabilen/ ´harten´ Kontaktlinsen.

Ablagerungen können bestehen aus

  • Stoffen aus dem Tränenfilm (Eiweisse und Fette) aber auch

  • Umweltfaktoren (z.B. Stäube) und

  • Mikroorganismen (Bakterien, Pilze und Viren) und ihren Produkten.

Ablagerungen können

  • das Kontaktlinsenmaterial beschädigen,

  • die Trageeigenschaften der Linse stören

  • Schädigungen der Zelloberfläche des Auges verstärken

  • Infektionen des Auges begünstigen

Mikroorganismen können auf Kontaktlinsen, aber auch in den Aufbewahrungsbehältern (!), einen schwer entfernbaren Biofilm bilden, in dem sie sich verbergen und vermehren. Daher sollten Kontaktlinsen und die Aufbewahrungsbehälter besonders gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Falls es einmal zu einer Infektion des Auges kommt, sollte die entfernte Kontaktlinse und auch der Aufbewahrungsbehälter mit zum Augearzt gebracht werden, da dies die Identifizierung des Erregers und damit die Therapie erleichtern kann.

Die Haltbarkeit von weichen Kontaktlinsen ist begrenzt

Wegen der Gefahr von möglichen Materialbeschädigungen (Ablagerungen, Defekte, Rand-Einrisse), sollten weiche Kontaktlinsen auf keinen Fall länger als zugelassen getragen werden.

  • Jahreslinsen: früher wurden weiche Kontaktlinsen meist für Nutzungszeiten von etwa 1 Jahr hergestellt und dann je nach Materialalterung entsorgt.

Diese ´alten´ Jahreslinsen gibt es immer noch - sie sind durchaus angenehm zu tragen tagsüber, haben aber eine niedrige Sauerstoffdurchlässigkeit (Dk-Wert) und sind keinesfalls für verlängertes Tragen geeignet.

  • Weichlinsen für 3 oder 6 Monate Nutzungsdauer gibt es ebenfalls

Aber praktisch werden heutzutage überwiegend verwendet:

  • Monatslinsen - Nutzungsdauer maximal 1 Monat

  • gelegentlich 2-Wochen Linsen

  • Tagestragelinsen, die nur über einen Tag verwendet und dann abends entsorgt werden - dies beugt Infektionen vor und gilt heute als sicherste Möglichkeit Kontaktlinsen zu tragen

Der Dk-Wert zeigt die Sauerstoff-Durchlässigkeit an

Kontaktlinsen hemmen die Versorgung und Entsorgung der Hornhaut mit wichtigen Substanzen. Wie das lichtmikroskopische Bild (Mitte) der Hornhaut zeigt, ist sie ein kompliziert aufgebautes Gewebe, das nur solange durchsichtig bleibt wie es nicht beschädigt wird.

Das verlängerte Tragen erfordert immer spezielle Kontaktlinsen mit sehr hoher Sauerstoff-Durchlässigkeit. Dies wird als Dk-Wert bezeichnet - je höher die Zahl desto besser die Sauerstoff-Durchlässigkeit.

Da die Hornhaut, das klare Fenster des Auges, keine eigenen Blutgefässe hat, ist sie angewiesen auf eine Versorgung mit Sauerstoff von aussen aus der Luft durch den Tränenfilm.

Nicht nur die Sauerstoffversorgung ist wichtig. Auch eine Versorgung mit Nährstoffen sowie eine Entsorgung des Atemgases CO2 und von Stoffwechsel-Abbauprodukten erfolgt nach aussen.

Wenn die Hornhaut durch eine Kontaktlinse abgedeckt ist, kann es zu einer Störung des Transportes kommen mit Mangel an Sauerstoff in der Hornhaut und einer Anhäufung z.B. von Säuren etc. unter der Linse und in der Hornhaut. Dadurch können alle Schichten der Hornhaut von der äusseren (Epithel) bis zur inneren Schicht (Endothel) geschädigt werden. Je länger Kontaktlinsen getragen werden, desto mehr können sich Schäden an der Hornhaut anhäufen.

Früher war vor allem eine chronische Schädigung der innen liegenden Endothelzellschicht durch Sauerstoffmangel problematisch. Die Endothelzellen haben eine wichtige Aufgabe bei der Erhaltung der Klarheit der Hornhaut und sie können sich bei Schädigung nicht erneuern. Heute scheint dieses Problem durch moderne Kontaktlinsen mit höherer Sauerstoffdurchlässihkeit zunehmend gebessert … solange man die Linsen nicht zu lange täglich trägt.

Bei Sauerstoffmangel der Hornhaut durch eine daraufliegende Kontaktlinse wachsen die Gefässe des Randschlingennetz vom Hornhautrand zur Mitte vor

Bei Sauerstoffmangel der Hornhaut durch eine daraufliegende Kontaktlinse wachsen die Gefässe des Randschlingennetz vom Hornhautrand zur Mitte vor

Sauerstoff Versorgung der Hornhaut

Eines der Hauptprobleme von Kontaktlinsen ist sicherlich, wenn sie die Sauerstoffversorgung der Hornhaut blockiert. Dann beginnen die Gefässe am Hornhautrand zur Mitte vorzuwachsen.

Bei früheren weichen Jahres-Kontaktlinsen war dies ein Problem, das sich mit modernen Linsen aber deutlich gebessert hat.

Moderne Kontaktlinsen haben überwiegend eine wesentlich bessere Sauerstoffdurchlässigkeit mit höheren Dk Werten und damit längeren Tragezeiten.

Erst ab einem Dk Wert von mehr als 120, wie dies einige moderne Kontaktlinsen haben, sind sie auch zum Dauertragen zugelassen.

Trotz hoher Sauerstoff-Durchlässigkeit bleibt aber beim verlängerten Kontaktlinsen Tragen (VT) ein erhöhtes Risiko von Infektionen durch unvermeidliche Mikroverletzungen der Zelloberfläche und mögliche Mikroorganismen unter der Kontaktlinse oder in Ablagerungen.

Verlängertes Tragen (VT) von Kontaktlinsen über Nacht beim Schlafen erfordert immer speziell ausgelegte Linsen

Die Haltbarkeitsdauer einer Kontaktlinse (in Tagen bis Monaten) ist zu unterscheiden von der möglichen verlängerten durchgehenden Tragedauer (in Stunden oder Tagen) auch über Nacht beim Schlafen mit geschlossenen Augenlidern.

Beim Schlafen mit Kontaktlinsen gibt es ein doppeltes Problem für die Sauerstoffversorgung der Hornhaut, da sie dann durch die Kontaktlinse und durch das geschlossene Augenlid von der sauerstoffreichen Aussenluft getrennt ist.

Beim Schlafen mit Kontaktlinsen ist typischerweise das Tragen über den gesamten Tag und anschliessend noch über Nacht gemeint. Dies wird als ´Verlängertes Tragen/ VT´ bezeichnet und entsprechend geeignete Kontaktlinsen werden im Deutschen meist als “Dauertragelinsen” oder “VT-Linsen” bezeichnet.

Nur sehr wenige sehr Sauerstoffdurchlässige Kontaktlinsen sind hierfür zugelassen.

Auch bei gut angepassten und hoch Sauerstoffdurchlässigen Kontaktlinsen gibt es beim Linsentragen über Nacht ein erhöhtes Risiko für gefährliche Infektionen der Hornhaut.

Ist Schlafen mit Kontaktlinsen gefährlich ?

Das Schlafen mit Kontaktlinsen die NICHT für Verlängertes Tragen (VT) zugelassen sind, weil ihre Sauerstoffdurchlässigkeit zu gering ist, stellt eine Gefahr für das Auge dar:

  • Schon bei einem kleinen Nickerchen kann die Kontaktlinse bereits deutlich ankleben am Auge.

Bei längerem Nachtschlaf kann Folgendes passieren:

  • typischerweise wird das Auge sehr trocken,

  • die Kontaktlinse klebt am Auge fest

  • das Auge wird rot

  • und die Hornhaut kann bei langem Schlaf durch den Sauerstoffmangel ggf. etwas aufquellen und sich etwas trüben - was aber im Prinzip meist von selbst wieder zurückgeht, wenn der Schaden nicht zu ausgeprägt ist.

Wichtig ist, dass man das Auge dann nicht gewaltsam aufreisst oder die festgeklebte Kontaktlinse nicht mit den Fingern gewaltsam verschiebt … sondern erstmal langsam und vorsichtig mit Tränenersatzmitteln versucht das Auge und die Kontaktlinse zu befeuchten, damit sie langsam wieder anfängt sich zu bewegen. Meistens ist das Problem dann damit behoben und der Träger weiss jetzt, dass er mit den Kontaktlinsen auf keinen Fall einschlafen sollte !

Durch eine solche vorübergehende Sauerstoffmangel Schädigung der Hornhaut kann sich das Risiko für eine Infektion der geschwächten Hornhaut erhöhen.

Falls aber nach der Mobilisierung der Kontaktlinse ein starker scharfer Schmerz auftritt, der nicht wieder von selbst verschwindet … ist ein Besuch beim Augenarzt dringend notwendig.

Wie lange darf ich meine Kontaktlinse tragen ? - Was ist die tägliche Tragezeit einer Kontaktlinse ?

Die tägliche Tragezeit einer Kontaktlinse hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Dazu gehört zuerst der Kontaktlinsen Träger mit der Frage, wie sein Tränenfilm aufgebaut ist und wie gründlich er die Reinigung und Desinfektion seiner Kontaktlinsen durchführt. Dies entscheidet über den Zustand der Kontaktlinse (intakt oder beschädigt) und wie viel Ablagerungen es auf der Kontaktlinse gibt.

Wenn man Optimale Bedingungen voraussetzt, d.h. dass die Kontaktlinse ist

  • gut angepasst

  • intakt

  • weitgehend frei von Ablagerungen

  • und liegt in einem ausreichenden Tränenfilm, damit sie gut schwimmt,

dann hängt die tägliche Tragezeit vor allem von der Sauerstoff-Durchlässigkeit (Dk-Wert) der Kontaktlinse und damit vom Linsenmaterial ab.

Konkrete Angaben über tägliche Tragezeiten (in Stunden) von “üblichen” Kontaktlinsen sind mit Vorsicht zu geniessen, da der Zustand von Kontaktlinsen sehr unterschiedlich ist, und es sehr viele verschiedene Mischungen von Kontaktlinsen Materialien gibt (z.B. Anteile verschiedener Polymere oder Beschichtungen). Vorsichtige Angaben könnten z.B. sein:

  • für (ältere) HEMA Linsen, die zwar angenehm zu tragen und heute preiswert sind, aber eine relativ schlechte Sauerstoff Durchlässigkeit haben, etwa 8-10 Stunden

  • für moderne Hydrogel Kontaktlinsen (ohne HEMA Anteil) mit deutlich besserem DK-Wert, etwa 10-12 oder mehr Stunden

  • für moderne Silikonhydrogel Kontaktlinsen mit typischerweise hohem DK-Wert etwa 12-16 Stunden

  • ausgewählte Silikonhydrogel Kontaktlinsen mit sehr hohem Dk-Wert (über ca. 120) sind auch zum verlängerten Tragen (VT) über Nacht zugelassen. Ob man seinen Augen damit unbedingt einen Gefallen tut, muss man ausprobieren.

Das entscheidende Kriterium für die Beantwortung der Frage, wie lange man “seine” Kontaktlinse täglich tragen kann, ist eine sorgfältige Beobachtung des Zustands der Augen beim Kontaktlinsen Tragen. Wenn …

  • Reizungen im Tagesverlauf zunehmen,

  • das Sehen schlechter wird und immer wieder aktiv geblinzelt werden muss, um es zu verbessern,

  • die Linsen trocken werden und beginnen am Auge fest zu kleben oder

  • die Augen sich röten,

… dann ist die maximale Tages Tragezeit für diesen Patienten mit dieser Kontaktlinse erreicht und die Linse sollte herausgenommen werden, um die Gefahr einer Schädigung des Auges zu vermeiden.

Bei allen Allgemein-Erkrankungen, die auch die Augen mit beteiligen, im Sinne von vermehrter Verschleimung, Verkrustung oder Rötung, wird generell empfohlen, keine Kontaktlinsen zu tragen bis die Erkrankung vorüber ist.

“Formstabile” / “Harte” Kontaktlinsen sind kleiner

OSCB+Text_LIDER (FRONTAL) ANIMATION BLINZELN_UP Doppelt + KONTAKTLINSE RGP klein MOBILER (80cm-72dpi),18-10fps.gif

“Formstabile” Kontaktlinsen - früher meist als “harte” Linsen bezeichnet - sind der nächst-häufige Typ von Kontaktlinsen.

Sie sind typischerweise kleiner, d.h. kleiner als der Durchmesser der Hornhaut. Daher sitzen sie auch nur auf der Hornhaut und berühren das umliegende Gewebe nicht wesentlich.

Meist sind sie auch mobiler auf dem Auge - was den Tränenaustausch unter der Linse und damit die Sauerstoffversorgung und den Stoffaustausch der Hornhaut verbessert.

Allerdings muss der Rand des Augenlides bei den häufigen Lidschlägen über den Rand der Kontaktlinse hinweg springen - was zuerst das Fremdkörpergefühl bei diesem Linsentyp erhöht.

Formstabile Kontaktlinsen haben viele Vorteile

Eine kleine formstabile Kontaktlinse auf der Hornhaut

Die modernen “harten” Kontaktlinsen wurden etwa in den 1990er Jahren entwickelt. Sie sind nicht mehr ´steinhart´ wie die ersten Kontaktlinsen, die aus Glas oder Plexiglas hergestellt wurden.

Vielmehr bestehen moderne “formstabile” Kontaktlinsen aus gut verträglichen Kunststoffen mit hoher Sauerstoffdurchlässigkeit und hoher optischer Qualität. Ihre Haltbarkeit beträgt je nach individuellen Bedingungen und Pflege etwa 1-2 Jahre.

Dies ist insgesamt eine ideale Basis für eine langfristige gute Verträglichkeit auf dem Auge, auch wenn die spontane Annehmlichkeit nicht so gut ist wie bei den weichen Linsen.

Formstabile Kontaktlinsen erfordern eine gewisse Eingewöhnungszeit (von einigen Tagen bis Wochen) bis sie ohne Fremdkörpergefühl getragen werden können.

Da sie formstabil sind lassen sich mit ihnen auch höhere und unregelmässige Hornhautverkrümmungen (Astigmatismus) korrigieren.

Formstabile Kontaktlinsen sind ideal für dauerhaftes tägliches Tragen einer Kontaktlinse ohne wesentliche langfristige Störungen der Augengesundheit und bei höheren Hornhaut Unregelmässigkeiten/ Verkrümmungen/ Astigmatismus. Auch für Keratokonus Patienten mit pathologischer exzentrischer Ausstülpung der Hornhaut, die typischerweise um 20-30 Lebensjahre herum auftritt, kann eine formstabile Kontaktlinse eine gute Lösung sein, wenn eine Brlle keine ausreichende Sehschärfe mehr erbringt.

Kontaktlinsen müssen schwimmen - also Vorsicht bei Tränenmangel

Eine “weiche” flexible Hydrogel Kontaktlinse schwimmt im Tränenfilm und wird beim Lidschlag bewegt

Kontaktlinsen schwimmen typischerweise im Tränenfilm. Damit befinden sie sich mitten in der Funktionellen Einheit der Augenoberfläche und haben Kontakt zu allen Geweben und zum Tränenfilm.

Um gut zu schwimmen, brauchen Kontaktlinsen aber mehr Tränenflüssigkeit auf dem Auge als üblicherweise nötig.

Durch eine erhöhte Verdunstung der wässrigen Tränen beim Kontaktlinsentragen verbrauchen sie gleichzeitig auch mehr Tränenflüssigkeit.

Bei trockenen Augen sind übliche Kontaktlinsen nicht zu empfehlen

Ein ständiges Tropfen von wässrigen Tränenersatzmitteln, um eine an sich zu geringe Tränenmenge auf eine für normale Kontaktlinsen verträgliche Menge ´aufzufüllen´, ist letztlich nicht zu empfehlen, da der wässrige Tränenersatz immer sehr schnell verdunstet und eine ständige Reizung des Auges stattfindet.

… wenn solches Tragen einer Kontaktlinse, bei an sich zu trockenen Augen, dann zum Bild von ´Roten Kaninchenaugen´ führt, ist dies sicher nicht attraktiver als eine passende Brille - von einer Schädigung des Auges ganz zu schweigen.

Es gibt weiche Kontaktlinsen, die auch für das Tragen bei (geringfügig) trockenen Augen angeboten werden - ob diese im Einzelfall wirklich gut vertragen werden, muss man als Kontaktlinsenträger selbst prüfen.

Bei sehr schwerem Trockenen Augen, bei denen übliche Therapien nicht mehr ausreichen, können als mögliche Therapie Spezial Kontaktlinsen angepasst werden - sogenannte “Sklerale Kontaktlinsen“.

Unter diesen grossen Linsen kann ein Tränen Vorrat gespeichert werden, der die krankhaft trockene Augenoberfläche dauerhaft feucht hält.

So werden die störenden Symptome der Trockenheit und oft auch die Sehschärfe gebessert. Gleichzeitig wird das regelmässige Tropfen von Tränenersatzmittteln vermieden oder zumindest deutlich reduziert.

Allerdings erfordern Sklerale Kontaktlinsen meist einen überzeugten Anwender um sich mit dieser nützlichen und unterschätzten Therapieoption anzufreunden.

=> hier finden Sie mehr Informationen über Sklerale Kontaktlinsen

Kontaktlinsen müssen genau angepasst werden

Je weniger flexibel das Material der Kontaktlinse ist desto genauer muss sie angepasst werden.

Dies bedeutet im Umkehrschluss allerdings nicht, dass Linsen mit sehr flexiblem Material (“Weiche“ Kontaktlinsen) nicht speziell angepasst werden müssten.  

Es gibt sehr verschiedene Typen von Kontaktlinsen und diese müssen unterschiedlich angepasst werden. Auch eine gut sitzende weiche Kontaktlinse führt in dem Bereich, in dem sie auf der Augenoberfläche aufliegt und reibt, immer zu einer gewissen Veränderung der Zellen.

Da das Augenlid bei jedem Lidschlag über den Kontaktlinsen-Rand gleiten oder springen muss ist dies eine typische Ursache für mögliche Beschwerden. 

Mit der Zeit können sich Änderungen im Sitz einer Kontaktlinse auf dem Auge ergeben. Dies kann durch Änderungen der Tränenmenge oder der Tränenzusammensetzung oder durch Veränderungen von Linsenform und Linsenmaterial bei Materialalterung der Linse entstehen.

Ausser einer individuellen Anpassung von Kontaktlinsen ist also auch eine regelmässige Nachkontrolle, mindestens halbjährlich, beim Augenarzt zu empfehlen.

=> HIER finden Sie weitergehende Informationen zur Kontaktlinsen Anpassung

Kontaktlinsen nicht ´von der Stange´ kaufen

Vom Kontaktlinsenkauf ´von der Stange´ beim Discounter oder aus Internetquellen etc.

  • ohne individuelle Anpassung und

  • ohne regelmässige Nachkontrollen von Kontaktlinsensitz und von Augengesundheit,

ist dringend abzuraten !

Es gibt auch keine ´Universalgrösse´ bei Kontaktlinsen, die auf jedem Augen (irgendwie) passt - nach dem Motto … sieht aus wie eine Kontaktlinse …. wird schon passen.

Jedes Kontaktlinsen Tragen erfordert eine genaue individuelle Anpassung sowie eine regelmässige Nachkontrolle des Linsensitzes auf dem Auge und der Augengesundheit.

Die Entwicklung eines Trockenen Auges und ein Vorwachsen der Gefässe am Hornhautrand sind typische Folgen von langjährigem Kontaktlinsen Tragen, vor allem bei weichen Linsen, und dies muss augenärztlich beobachtet werden.

Ebenso kann sich der Zustand des Auges aus anderen Gründen ändern. Dann ist möglicherweise die Auswahl eines anderen Kontaktlinsen Typs notwendig … oder sogar eine Aufgabe des Kontaktlinsen Tragens zu empfehlen.

Hygiene ist ein wichtiger Faktor beim Kontaktlinsentragen zur Vermeidung gefährlicher Augeninfektionen

Auch bei vorsichtigem Kontaktlinsentragen bleibt eine Kontaktlinse doch immer ein Fremdkörper auf dem Auge und führt zu ständigen Mikroverletzungen der Zelloberfläche. Durch diese können Mikroorganismen (Bakterien, Pilze und Viren) eindringen, die sonst von der dichten Oberfläche ausgesperrt werden.

Bei weichen Hydrogel-Kontaktlinsen gibt es oft Probleme mit der Kontaktlinsenhygiene, durch eine verstärkte Neigung des weichen Materials zu Ablagerungen und/oder durch Unkenntnis des Kontaktlinsenträgers.

Dies kann zu Ablagerungen auf den Kontaktlinsen und im Aufbewahrungsbehälter (!) führen, die dann schwer zu beseitigen sind.

Probleme bei der Kontaktlinsen Hygiene führen immer wieder zu schweren Infektionen des Auges

Hygienische Probleme, vor allem bei unerfahrenen Trägern von Kontaktlinsen führen immer wieder zu teils gefährlichen Infektionen, die im Extremfall zum Verlust des Auges führen können. Aber auch ältere, erfahrene Kontaktlinsenträger, bei denen das Immunsystem einen altersbedingten Aktivitätsverlust zeigt, haben ein erhöhtes Risiko von gefährlichen Augeninfektionen.

Falls es einmal zu einer Infektion des Auges kommt, sollte die entfernte Kontaktlinse und auch der Aufbewahrungsbehälter mit zum Augearzt gebracht werden, da dies die Identifizierung des Erregers und damit die Therapie erleichtern kann.

Eine gründliche Reinigung und Desinfektion ist wichtig beim Kontaktlinsen Tragen

Nicht nur weiche Kontaktlinsen neigen zu Ablagerungen. Dies betrifft im Prinzip jede Art von Kontaktlinsen - wenn auch in unterschiedlichem Ausmass - und auch die Kontaktlinsen Aufbewahrungs-Behälter (!)

Wichtig ist daher bei allen Kontaktlinsen eine gründliche Reinigung und Desinfektion (wie in unten stehender Zeichnung dargestellt):

Kontaktlinsen sollten nach dem Tragen (1) immer gründlich gereinigt und desinfiziert werden.

  • Reinigung“ bedeutet, dass die Kontaktlinsen mit den (sauberen) Fingern durch vorsichtiges Reiben (2) mechanisch von Ablagerungen befreit werden müssen. Die zusätzliche Benutzung einer enzymatischen oder anderen Reinigungslösung macht die Reinigung effektiver.

  • Desinfektion” bedeutet, dass die Kontaktlinsen ausserdem (danach) in einer geeigneten Lösung chemisch von möglichen Bakterien, Pilzen und Viren befreit werden müssen durch Abtötung der Keime, meist über Nacht (3). Seit Jahrzehnten besonders bewährt haben sich dabei sogenannte Peroxyd Systeme, die mit der schwachen Säure Wasserstoff-Peroxd (H2O2) als starkes Oxidationsmittel wirken und dadurch eine sehr zuverlässige Desinfektion bewirken. Allerdings darf man nicht vergessen, die Säure danach und vor dem Einsetzen in das Auge wieder zu neutralisieren (4).

Der Kontaktlinsen Aufbewahrungs-Behälter sollte ebenfalls gründlich gereinigt werden und danach, während die Linse auf dem Auge getragen wird (5), an der Luft getrocknet werden (6).

Tagestrage-Kontaktlinsen gelten heute als die sicherste Möglichkeit Kontaktlinsen zu tragen

Heute werden zunehmend Ein-Tages Kontaktlinsen verwendet, die nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden. Für jede Benutzung wird eine neue sterile Kontaktlinsen geöffnet und nach Gebrauch weggeworfen.

Eine Reinigung, die oft nicht gründlich genug ist, wird dann nicht notwendig und wegen der kurzen Tragezeit haben Bakterien, Pilze, Viren und Ablagerungen keine Zeit, sich auf der Linse festzusetzen.

Ein-Tages Kontaktlinsen, auch ´Tagestragelinsen´ genannt, oder in der Werbesprache z.B. ´Dailies´, oder “Disposables” sind zwar teurer als Monatslinsen aber, wenn man die Kontaktlinsen nicht jeden Tag trägt und auch die Ersparnis an Reinigungs- und Aufbewahrungslösungen und Zeit etc. einrechnet, sind Ein-Tages Kontaktlinsen doch die attraktivste und sicherste Lösung

Es sollten allerdings nur Linsen verwendet werden deren Ablaufdatum noch nicht überschritten ist, da sonst der Packungsinhalt eventuell nicht mehr steril ist.

… allerdings darf man nicht vergessen, die alten Linsen abends herauszunehmen bevor man morgens Neue einsetzt

Eine Herausforderung bei Tageslinsen/ ´Wegwerf-Kontaktlinsen´ kann offenbar darin bestehen, dass man nicht vergessen darf, die alte Linse auch wirklich vom Auge zu nehmen und zu entsorgen (!), bevor man eine neue Kontaktlinse einsetzt.

Kürzlich wurde im British Medical Journal und auf Spiegel.de der Fall einer langjährigen erfahrenen Trägerin von weichen Tageslinsen beschrieben, die anlässlich einer Operation wegen Katarakt/ Grauer Star in einer Augenklinik war.

Bei dieser Patientin fanden sich, bei nur geringen Symptomen, insgesamt 27 Tageslinsen, meist übereinander gestapelt (siehe Abbildung), im Konjunktivalsack.

Dies mag einerseits zeigen, wie gut verträglich die aktuellen Tagestragelinsen sind - und andererseits vielleicht, wie stark ein Gewöhnungseffekt bei leichtem Fremdkörpergefühl durch Kontaktlinsen gehen kann.


Kontaktlinsen sind unvermeidlich in Kontakt mit dem Gewebe der Augenoberfläche

Bei der Kontaktlinsen Anpassung wird natürlich angestrebt, einen zu starken mechanischen Kontakt mit der Augenoberfläche zu vermeiden

Dennoch sind Kontaktlinsen unvermeidlich in Kontakt mit der Augenoberfläche, genau wie ihr Name dies bereits sagt. 

Dies betrifft vor allem den Rand der Kontaktlinse (Abbildung). Er liegt auf der Bindehaut des Augapfels und die sehr empfindliche hintere Lidkante muss bei jedem Lidschlag darüber hinweg gleiten. Je nach Anpassung kann es auch einen Kontakt mit der ähnlich empfindlichen zentralen Hornhaut geben.

Die Bindehaut auf dem Augapfel und an der Rückseite der Augenlider ist weniger empfindlich, aber sie ist ebenso in Berührung mit der Kontaktlinse und daher auch einem möglichen negativen Einfluss ausgesetzt.  

Kontaktlinsen können daher einen schädlichen mechanischen (erhöhte Reibung) und chemischen Einfluss (z.B. Reinigungsmittel, die sich in der Linse anreichern) auf die Augenoberfläche haben.

Dies betrifft vor allem den Kontakt der Kontaktlinse mit der sehr empfindlichen zentralen Hornhaut und der ähnlich empfindlichen hinteren Lidkante. 

Die Bindehaut auf dem Augapfel und an der Rückseite der Augenlider ist weniger empfindlich, aber sie ist ebenso in Berührung mit der Kontaktlinse und daher auch einem möglichen negativen Einfluss ausgesetzt.  

Auch gut angepasste Kontaktlinsen können negativen Einfluss auf die Augenoberfläche haben

Bei der Kontaktlinsen Anpassung wird natürlich angestrebt, einen zu starken mechanischen Kontakt mit der Augenoberfläche zu vermeiden

Dennoch sind Kontaktlinsen unvermeidlich in Kontakt mit der Augenoberfläche, genau wie ihr Name dies bereits sagt. 

Kontaktlinsen können daher einen schädlichen auf die Augenoberfläche haben. Entweder durch einen mechanischen Einfluss, bei erhöhter Reibung, und/ oder durch einen chemischen Einfluss, z.B. bei Reinigungsmitteln, die sich in der Linse anreichern.

Kontaktlinsen vereinen typischerweise beide negativen Faktoren (mechanisch und chemisch). Bei Tagestragelinsen entfällt allerdings der chemische Einfluss, da sie nicht mehr gereinigt werden müssen sondern abends entsorgt werden. Auch der mechanische Einfluss ist vermutlich geringer, wenn sie entsprechend sehr dünn und sehr flexibel sind.

SKLERALE KONTAKLINSEN sind ein leistungsfähiges und unterschätztes Medizinisches Therapeutisches Hilfsmittel.

Dies sind grosse Kontaktlinsen, die die Hornhaut überspannen ohne sie zu berühren und erst weit hinter dem Hornhautrand/ Limbus auf dem Augapfel aufsetzen.

Eigentlich ist die Bezeichnung “Sklerale“ Kontaktlinse etwas irreführend, da der Linsenrand ja nicht direkt auf der derben Augenwand (Sklera) aufliegt, sondern auf der durchsichtigen Bindehaut darüber.

So wird die Hornhaut von mechanischen Reizen abgeschirmt und gleichzeitig in den eigenen Tränen des Patienten ´gebadet´, die viele Nährstoffe und Schutzfaktoren enthalten. Daher können Sklerale Kontaktlinsen bei sehr schwerem Trockenen Auge als mögliche Therapie-Kontaktlinse genutzt werden.

Durch Sklerallinsen wird es möglich, krankhafte Vorwölbungen der Hornhaut (Keratokonus) zu schützen und gleichzeitig bei solchen Verformungen die Sehschärfe wieder herzustellen, besser als dies mit einer Brille möglich ist.

Chronische schlecht heilende Verletzungen und Trübungen der Hornhaut, sowie auch schwere Formen des Trockenen Auges können mit Sklerallinsen erfolgreich behandelt werden. 

Sklerale Kontaktlinsen bilden eine schützende Kuppel über der Hornhaut

OSCB--Berlin.org-(c)-ENK_Konstruktion einer SKLERALEN KONTAKTLINSE, Sklerallinse_20_.jpg

Der Vorteil, die Hornhaut nicht zu berühren, wird durch eine spezielle Linsengeometrie mit drei Zonen erreicht, die eine unterschiedliche Krümmung aufweisen:

  • Die zentrale Zone ist die optische Zone. Sie wird auch Kuppel genannt, weil sie die Hornhaut wie eine Kuppel bedeckt, ohne sie zu berühren. Der Bereich unter der Kuppel wird mit den eigenen Tränen des Patienten oder mit einem Tränenersatzmittel gefüllt.

    • Die optische Zone ist für die Lichtbrechung und eine Refraktionskorrektur, falls diese notwendig ist. Die Linsen können auch ohne ´Brillenstärke´ geliefert werden, wenn nur die Schutzfunktion der Linse gewünscht wird.

  • Die periphere Landezone/ Haptik ist weniger steil, weil die feste Wand (Sklera) des Augapfels im Vergleich zur Hornhaut eine flachere Krümmung aufweist.

  • In der Übergangszone, die typischerweise über dem Rand (Limbus) der Hornhaut liegt, gehen beide Krümmungen ineinander über

Kornea-Ektasie/ Keratokonus ist die primäre Indikation zur Verwendung einer Sklerallinse

Keratokonus ist die primäre Indikation zur Verwendung einer Skleralen Kontaktlinse aus mindestens 2 Gründen

OSCB-Berlin.org_Wichtige-INDIKATIONEN-für-SKLERALE-KONTAKTLINSEN.gif
  • Die unregelmäßige Vorwölbung der Hornhaut beim Keratokonus führt zu einer Brechungsstörung höherer Ordnung, die mit einer Brille nicht oder nur unzureichend zu korrigiert werden kann. Dies führt zu einem deutlichen Verlust der Sehschärfe und kann nur durch eine neue glatte, regelmäßige Außenfläche korrigiert werden.

  • Die neue regelmäßige optische Oberfläche wird hier durch die äußere Oberfläche der Sklerallinse bereitgestellt, die im Inneren mit dem optischen Medium der Tränen gefüllt ist.

  • Die Vorwölbung der Hornhaut ist beim Keratokonus typischerweise mit einer deutlichen Ausdünnung des Gewebes verbunden, die zum Einreißen der Hornhaut führen kann. Dies ist nicht nur wegen der Infektionsgefahr des gesamten Auges, sondern auch wegen des Verlustes des Innendrucks des Augapfels mit einer Reihe von schädlichen Folgewirkungen gefährlich.

  • Durch die Anpassung einer Sklerallinse mit einem Schutz der vorgeschädigten Hornhaut kann so auch eine ggf. notwendige Operation hinausgezögert werden oder ist ggf. ganz unnötig.

Sklerale Kontaktlinsen können die gestörte Augenoberfläche wiederherstellen

OSCB-Berlin.org_SKLERALE-Kontaktlinsen-erzeugen-eine-PROTEKTIVE-ZONE-zur-HEILUNG_.gif

Unterhalb des Gewölbes der Sklerallinse werden wichtige Aspekte der Funktionseinheit der Augenoberfläche wiederhergestellt (=> hier finden Sie mehr Informationen zur Augenoberfläche).

Durch den Flüssigkeits-See unter der Linsenkuppel wird die komplette Hornhaut, einschließlich der peripheren Stammzellregion am Hornhautrand, dauerhaft in den eigenen Tränen gebadet.

So bleibt die Hornhaut feucht und wird durch die wichtigen Wirkstoffe in den Tränen geschützt und reguliert. Die mechanische Reibungskräfte beim Lidschlag werden durch die Linsenkuppel abgeschirmt

Chronische Reizungen können so zur Ruhe kommen und die beim Trockenen Auge sonst erfolglosen Reparaturmechanismen bleiben ungestört.

Das ständige Eintauchen der Hornhaut in die Tränen ermöglicht eine Verbesserung und oft auch Abheilung chronischer Krankheitsprozesse an der Augenoberfläche, wie z.B. rezidivierende Hornhauterosionen und Ulzerationen/ Geschwüre. Überraschende Verbesserungen werden auch bei Hornhauttrübungen und Narben berichtet.

Sklerale Kontaktlinsen haben eine (relativ) kurze Eingewöhnungszeit, da sie nur eine minimale Störung des Lidrandes verursachen

Animation sklarale Linse + Lidschlag.gif

Erhebliche technologischen Fortschritte in der Kontaktlinsen-Entwicklung haben sowohl die Anpassung als auch das Tragen von Sklerallinsen mit hoher Sauerstoffdurchlässigkeit deutlich verbessert.

Erstaunlicherweise wird eine große Sklerallinse von Patienten oft im Vergleich zu kleineren Linsen, insbesondere sogen. harten gasdurchlässigen Kontaktlinsen, als geringere Reizung der Augenoberfläche empfunden und als angenehmer zu tragen.

Es gibt Sklerale Kontaktlinsen in verschiedenen Grössen-Durchmessern, von solchen die nur wenig über den Hornhautrand reichen (´Mini-Sklerals´) bis zu sehr grossen Linsen, die weit auf den Augapfel reichen, wie in der animierten Abbildung.

Dies mag zum Teil daran liegen, dass der Rand der großen Sklerallinsen oben und unten ständig komplett unter dem Rand der Augenlider liegt, Daher muss die sehr empfindliche hintere Lidkante nicht bei jedem Lidschlag über den Rand der Kontaktlinse springen.

Da Sklerale Kontaktlinsen aber insgesamt etwas gewöhnungsbedürftig sind, wird eine Anpassung meist nur vorgenommen, wenn eine dringende Indikation besteht, z.B. bei sehr schwerem Trockenen Auge, oder wenn der dringende Wunsch eines Patienten besteht, einen Versuch mit diesem Linsentyp zu unternehmen.


ORTHOKERATOLOGIE Kontaktlinsen sind eine interessante neue Anwendung von Kontaktlinsen

Ein weitere medizinische Anwendung von Kontaktlinsen ist die ´ORTHOKERATOLOGIE´  auch kurz ´Ortho-K´ genannt.  Ortho-K Linsen haben den Effekt, dass eine formstabile/ ´harte´ Kontaktlinse die Hornhaut in gewissem Masse verformen kann ohne sie, soweit dies bisher bekannt ist, zu schädigen.

Dies erfolgt jeweils über Nacht und die Wirkung hält dann über etwa einen Tag an. Dies ergibt typischerweise eine vorübergehend korrigierte Sehschärfe ohne weiteres Tragen einer Brille oder anderen Kontaktlinse.
Diese Linsen benötigen natürlich einen erfahrenen und speziell ausgebildeten Kontaktlinsen-Spezialisten und besonders sorgfältige Nachkontrollen der Gesundheit des Auges.

Da Ortho-K Kontaktlinsen erst seit kürzerer Zeit in grösserem Massstab verwendet werden gibt es wenig Langzeiterfahrungen mit dieser Methode. Daher werden Nutzen und Risiken des Ortho-K Verfahrens aktuell noch kontrovers diskutiert.


KONTAKTLINSEN UNBEHAGEN (im Engl.: Contact-Lens-Discomfort, CLD)

KONTAKTLINSEN UNBEHAGEN (im Engl.: Contact-Lens-Discomfort, CLD) bleibt eine Herausforderung für die Optimierung von Kontaktlinsen. Noch immer werden nicht alle Kontaktlinsen von allen Trägern problemlos vertragen. Allerdings geht es hierbei nicht um krankhafte Veränderungen durch das Linsentragen sondern um das subjektive Gefühl ´etwas auf dem Auge zu spüren´ ... auch wenn dies weit unterhalb eines Fremdkörperreizes liegt.

Ein wesentlicher Faktor für eine Irritation des Auges mit Fremdkörpergefühl ist die Interaktion von Kontaktlinsenrand und Lidrand, denn bei jedem der zahlreichen Lidschläge muss der Lidrand über den Rand der Kontaktlinse hinweg springen oder gleiten.

Die Irritation ist bei den kleinen formstabilen Kontaktlinsen stärker ausgeprägt, da hier der Linsenrand bei geöffnetem Auge komplett ausserhalb des Oberlides liegt. Bei den grösseren weichen Kontaktlinsen dagegen liegt der Rand der Linse bereits zum Teil unter dem Oberlid und bietet daher weniger Widerstand. Dies ist einer der Gründe warum die Eingewöhnungszeit bei weichen Kontaktlinsen kürzer ist.

Dieses subjektive Gefühl der ´Anwesenheit´ einer Kontaktlinse hindert einige Menschen, die gerne eine Kontaktlinse tragen würden, daran diesen Wunsch umzusetzen oder bringt andere, die einen Kontaktlinsenversuch starten dazu, dieses Vorhaben wieder aufzugeben.    


Beitrag des Ocular Surface Center Berlin (OSCB) zu wissenschaftlichen Studien über Kontaktlinsen

Da Kontaktlinsen sich in der Mitte der Funktionseinheit der Augenoberfläche befinden, ergeben sich Verbindungen zu verschiedenen Geweben, Regionen und Funktionen der Augenoberfläche - Daher sind Kontaktlinsen von andauerndem Interesse für die Mitglieder des Ocular Surface Center Berlin (OSCB)  - das Berliner Forschungszentrum für die Augenoberfläche.

Mitglieder des OSCB haben ihre wissenschaftliche Arbeit mit Studien über Kontaktlinsen begonnen und haben u.a. als Teilnehmer des Internationalen Workshop über Kontaktlinsen Unbehagen der Tear Film and Ocular Surface Society (´TFOS International Workshop on Contact Lens Discomfort-CLD)´ bis heute weiter an diesem faszinierenden Thema gearbeitet. 

Die Kontaktlinsen-Initiative der internationalen wissenschaftlichen non-profit Organisation der ´Tear Film and Ocular Surface Society´ (TFOS) hat nach dem Workshop im Jahre 2013 den entsprechenden ´TFOS CLD REPORT´ publiziert, der ein enormes weltweites Interesse fand. Wie alle TFOS Reports ist auch der CLD Report kostenfrei von der Homepage der Gesellschaft (www.tearfilm.org) zu beziehen.


Kontaktlinsen ´sitzen´ mitten in der Funktionseinheit der Augenoberfläche - mit Vor- und Nachteilen

KONTAKTLINSEN befinden sich mitten in der Funktionseinheit der Augenoberfläche und stehen damit in ´Berührung´ allen Komponenten der Augenoberfläche - vom Tränenfilm bis zu den Geweben - was Vor- und Nachteile haben kann. Hier ist eine mittelgrosse weiche korneosklerale Kontaktlinse dargestellt.

Durch die Möglichkeit der Brechungskorrektur direkt auf der Hornhaut befinden sich Kontaktlinsen allerdings mitten in der Funktionellen Einheit der Augenoberfläche und haben dadurch direkte und indirekte ´Berührungspunkte´ mit den umgebenden Geweben und auch mit dem Tränenfilm - dies kann Vor- und Nachteile haben.

Kontaktlinsen und ihre Interaktion mit der Augenoberfläche gehören mit zu den Anfängen des wissenschaftlichen Interesses der Mitglieder des Ocular Surface Center Berlin (OSCB) - das Berliner Forschungszentrum für die Augenoberfläche. Wir waren z.B. die Ersten, die schlüssig nachweisen konnten, dass das Tragen von weichen (und auch von harten) Kontaktlinsen zu Störungen der Epithelzellen der Augenbindehaut führen kann, die als ´Plattenepithelmetaplasie´ bezeichnet werden, und wir konnten dies zusammen mit der Geschwindigkeit ihres Auftretens bei den Kontaktlinsenträgern nach Einsetzten einer Kontaktlinse ermitteln.

Durch technologische Fortschritte entwickeln Kontaktlinsen möglicherweise interessante neue medizinische Anwendungsmöglichkeiten

Viele interessante Ideen für die ZUKUNFT des Kontaktlinsentragens kursieren und befinden sich teilweise in der Entwicklung- Einige davon sind hier dargestellt(VON: lifeboat.com blog 2016 03 fish-and-insects-guide-design-for-future-contact-lenses - Posted by Klaus Baldauf)

Mit der Verfügbarkeit technisch hochentwickelter Materialeigenschaften ergeben sich für Kontaktlinsen zahlreiche neue Anwendungsmöglichkeiten und einschliesslich neuer medizinischer Indikationen.

Dies bedeutet, dass Kontaktlinsen diagnostisch genutzt werden könnten. Sie könnenbereits jetzt ausgestattet werden mit Biosensoren, die als Messgeräte für die Erfassung des Zuckerspiegels in der Tränenflüssigkeit bei Patienten mit Diabetes/ Zuckerkrankheit genutzt werden. Kontaktlinsen könnten auch als Sensoren für die Messung der Mengen anderer Stoffe im Tränenfilm genutzt werden und damit Informationen über den konkreten Funktionszustand oder auch über einen Krankheitszustand zu geben.

Neue Medizinische Indikationen könnte auch bedeuten, dass grosse Sklerallinsen (Sklerale Kontaktlinsen, die auf der Sklera aufsitzen und die Hornhaut überspannen) noch weiter optimiert werden als Therapieergänzung für verschiedene Störungen der Augenoberfläche, wie Verletzungen und Trübungen der Hornhaut, oder auch für schwere Formen des Trockenen Auges. Auch eine Nutzung als Mini-Display, auf dem Daten direkt auf der Augenoberfläche angezeigt werden sind angedacht.