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Der Lidrand säumt die Lidspalte und verbindet die äußere trocken-ölige Haut mit der inneren wässrig-feuchten Schleimhaut des Auges.

Der Lidrand begrenzt die Lidspalte und verbindet die trockene Haut mit der feuchten Schleimhaut der Augenoberfläche

Der Lidrand (Pfeile) säumt die geöffnete Lidspalte und verbindet die äußere trocken-ölige Haut aussen mit der inneren wässrig-feuchten Schleimhaut

Der Lidrand ist der freie Rand der Augenlider und säumt die Lidspalte.  

Der Übergang von der trocken-öligen Lidhaut zur wässrig-feuchten Schleimhaut der Augenoberfläche erfolgt am der hinteren Lidkante und trennt die Außen- von der Innenseite des Körpers. Andererseits ist der Lidrand auch die Verbindung der Außenhaut mit der Schleimhaut der Augenoberfläche, da beide kontinuierlich ineinander übergehen.

Der Lidrand hatte in den vergangenen Jahrzehnten im Vergleich zu Hornhaut und Bindehaut weniger wissenschaftliche Aufmerksamkeit erhalten. In den letzten Jahren wurden einige wichtige Zusammenhänge des Lidrandes mit der Gesundheit und Krankheit der Augenoberfläche neu betrachtet und so hat die Forschung am Lidrand einen Aufschwung erfahren.

Der Lidrand ist ein wesentliches Arbeitsgebiet des Ocular Surface Center Berlin (OSCB) und die Mitglieder des OSCB haben zu Fortschritten im Wissen um die Struktur, Funktion und Erkrankung des Lidrandes beigetragen.

Der Lidrand hat Zonen mit unterschiedlicher Funktion

Der Lidrand im weiteren Sinn ist das gesamte Gewebe an der Lidspalte - von der Lidhaut mit den Wimpern bis an den Augapfel mit seiner Schleimhaut.

Im engeren Sinne muss man aber unterscheiden zwischen dem eigentlichen “freienLidrand - dies ist nur die glatte Hautzone ohne Haare in der Mitte und seinen beiden Lid-´Kanten´. Da die Gewebestruktur jeweils unterschiedlich ist, haben diese Zonen eine etwas unterschiedliche Funktion und auch unterschiedliche Störungen und Erkrankungen.

Bei der chronischen Entzündung des Lidrandes (chronische Blepharitis) z.B. wird daher unterschieden zwischen einer vorderen und einer hinteren Blepharitis. Sie laufen jeweils an der entsprechenden vorderen oder hinteren Lidkante ab.

Der freie Lidrand (flm) in der Mitte ist der grösste Bereich des Lidrandes. Er wird hinten und vorne durch je eine Lidkante begrenzt. Auf der runden vorderen/äusseren Lidkante befinden sich die Wimpern. Die scharfe hintere/innere Lidkante liegt am Augapfel. Die Öffnungen der Meibomdrüsen (offener Pfeil in der Bildmitte) münden kurz vor der Grenze zur hinteren Kante. Hinter den Drüsenöffnungen liegt die Haut-Schleimhaut Übergangszone (mjc). Danach folgt das etwas verdickte Epithelkissen des Lidwischers (lw), das auf dem Augapfel aufliegt. In diesem Foto ist der Lidrand etwas abgezogen vom Augapfel und daher wird der Lidwischer sichtbar. (Spaltlampen Foto)

Äussere Lidkante - der Ort von bakteriellen Infektionen und Demodex Haarmilben

  • die äussere, bzw. vordere, Lidkante geht zur Außenhaut der Lider

  • dort befinden sich die Wimpern, die ähnlich wie die übrigen Körperhaare noch mit kleinen Drüsen verbunden sind

  • in diesem Bereich kann es zu einer überschießenden Besiedlung des Augenlids mit Bakterien oder zu einem überschießenden Befall mit Demodex-Haarmilben kommen.

  • Beides ist typischerweise mit Ablagerungen und Verkrustungen am Lidrand verbunden. Dies ist der Grund für die Wichtigkeit einer regelmäßigen Lidhygiene und Lidpflege, insbesondere wenn bereits Symptome aufgetreten sind.

Freier Lidrand - der Ort der Meibom Öldrüsen Dysfunktion mit nachfolgenden Trockenen Augen

  • ist ein schmaler glatter Haut-Streifen, der zur geöffneten Lidspalte zeigt

  • enthält hinten die Öffnungen der Meibomdrüsen - ihre Dysfunktion ist die Hauptursache für die Erkrankung des trockenen Auges.

  • Ablagerungen von Ölresten und Resten des Tränenfilms können sich anhäufen auf dem Lidrand und zu Entzündungsreaktionen beitragen

Innere Lidkante - Störungen der Haut-Schleimhaut Grenze sind beteiligt bei Meibomdrüsen Dysfunktion (MDD) und Tränenfilmstörungen

  • die innere, bzw. hintere, Lidkante zeigt zum Augapfel und hat zwei Subzonen

    • die Haut-Schleimhaut Grenze (muko-kutaner Übergang, mcj in der Abbildung), ist die epitheliale Übergangszone. Dieser Bereich lässt sich anfärben und bildet dann die Marx´sche Linie - hier liegt der Meniskus des Tränenfilms auf dem Lidrand auf.

    • Die erhöhte Epithel-Lippe des Lidwischers (engl.: Lid Wiper, lw in der Abbildung) ist in Kontakt mit dem Augapfel und dient zur Ausbreitung der Tränenflüssigkeit zum dünnen Tränenfilm durch den Lidschlag.

Einige Funktionen des Lidrandes

Der Lidrand kann auf die Tränenflüssigkeit wirken als statischer Damm (links) gegen das Auslaufen über den Lidrand und als dynamischer Wischer (rechts) zur Verteilung der Tränen in einen dünnen Tränenfilm.

Der Schutz der Augenoberfläche vor äußeren Einflüssen wird durch die vordere Lidkante erreicht

  • die Wimpern, die in mehreren Reihen vorwachsen, bilden ein Geflecht gegen das Eindringen von Staub und Insekten ... was allerdings nicht ganz perfekt ist.

Das Management der Tränenflüssigkeit auf der Augenoberfläche wird durch die hintere Lidkante erreicht

  • Die Lidkante kann als "statischer Damm" und als "dynamischer Wischer" wirken

  • Sie steht durch ihr verdicktes Epithelpolster in Kontakt mit dem Augapfel. Die Epithelverdickung wird als Lidwischer bezeichnet und trennt die Tränenflüssigkeit in der Lidspalte von den Tränen hinter den Lidern.

  • Beim Lidschlag verteilt die hintere Lidkante des oberen Augenlids die Tränen zum dünnen Tränenfilm. Dieser ist wichtig für die permanente Feuchtigkeit des darunter liegenden Gewebes und für eine perfekte Sehschärfe.

Die Intaktheit des Lidrandes und der MCJ ist wichtig für die Aufrechterhaltung der Grenze zwischen trockener Haut und feuchter Schleimhaut der Augenoberfläche und für die Funktion der Meibomdrüsen.

=> Die Definition der verschiedenen Zonen am Lidrand wird im Kapitel "Überblick über den Lidrand" näher erklärt.

Der Lidrand kann als „statischer Damm“ funktionieren.

In Bezug auf seine statische Funktion als Damm ist der Lidrand gewissermaßen "das äußere Ende des Tränenfilms".

Der Lidrand verhindert normalerweise, dass die Tränen aus dem Auge über die äußere Lidhaut abfließen. Er hilft also, den Tränenfilm an seinem Platz zu halten.

Dennoch kann es zum Überlaufen der Tränen (Epiphora) mit einem "tränenden Auge" kommen, z.B.

  • wenn die Tränenmenge zu hoch ist. Dies kann physiologisch beim emotionalen Weinen auftreten oder wenn die Tränenproduktion reflexartig durch Reize, z. B. Wind oder Fremdkörper, gesteigert wird. Das hohe Tränenvolumen übersteigt dann die Kapazität des "Dammes" … oder

  • wenn die Struktur und Form des Lidrand-"Dammes" beschädigt ist. Deformierungen des Lidrandes können durch Vernarbung oder häufiger durch einen Verlust der Elastizität und Spannung im Alter entstehen. Der Lidrand ist dann typischerweise nach innen oder nach außen verdreht und kann die Tränen nicht mehr ausreichend zurückhalten bzw. deren Abfluss in die Nase fördern.

Der Lidrand kann als „ dynamischer Wischer “ wirken

Die Funktion des Lidrandes als "dynamischer Wischer" ist notwendig für die Ausbreitung der Tränenflüssigkeit auf dem Auge zu einem sehr dünnen Tränenfilm.

Dies ist die Voraussetzung für eine intakte Lichtbrechung an der Luft-Tränen-Grenzfläche der oberflächlichen Tränenfilm-Lipidschicht (TFLL) und damit für eine perfekte Sehschärfe.

Ein perfekter Tränenfilm ist jedoch nur eine notwendige, aber keine hinreichende, Voraussetzung für gutes Sehen. An der Augenoberfläche muss auch die darunter liegende Hornhautoberfläche ausreichend glatt und mit gleichmässiger Krümmung sein. Sonst treten Abbildungsfehler höherer Ordnung auf, die mit einer Brille schwer zu korrigieren sind, besser aber z.B. durch eine medizinische Kontaktlinse. Dies wird im Kapitel über Kontaktlinsen ausführlicher erläutert

Die Gesundheit des Lidrandes ist eine Voraussetzung für die Gesundheit der Augenoberfläche - und umgekehrt (!)

Der Lidrand ist eine unentbehrliche Struktur für die Aufrechterhaltung des Tränenfilms und von größter Bedeutung für die Gesundheit und Funktion der Augenoberfläche. 

Eine Störung des Lidrandes als Ganzes, z.B. durch Einwärts- oder Auswärtsdrehung (siehe Abbildung) oder einer einzelnen Zone, wie bei der Lidwiper-Epitheliopathie (LWE), führt zu einer Störung des Tränenfilms, ggf. mit einem nachfolgenden Trockenen Auge.

Dies gilt auch umgekehrt, da Oberflächenveränderungen wie die Erkrankung des Trockenen Auges oder einfach das Tragen von Kontaktlinsen z.B. eine Lidwiper-Epitheliopathie (LWE) der hinteren Lidkante verursachen können. Dies kann dann wiederum zu einer erhöhten Reibung beim Lidschlag führen